Die Täterstruktur der Nachahmer reicht dementsprechend vom einfallslosen Mitbewerber, über Kleinkriminelle bis hin zur organisierten Kriminalität. Eine recht neue Entwicklung ist zudem, dass sogar Terrorgruppierungen gezielt den Handel mit Plagiaten nutzen, um ihre Aktivitäten zu finanzieren. In den meisten Fällen werden hier Massenprodukte wie Zigaretten gefälscht, aber auch andere Produkte lassen sich anhand der Geldströme immer wieder zu solchen Quellen zurückverfolgen. Zum Vertrieb der Waren nutzen die Terroristen und kriminelle Organisationen ihre hoch professionalisierten Untergrund-Netzwerke aus dem Waffen-, Drogen- oder Menschenhandel.
Umso schwerer wird es für die internationalen Polizeibehörden, diesen Auswüchsen Herr zu werden. Zwar schaffen sie es immer wieder einzelne Plagiatoren zu ermitteln und gegen sie vorzugehen. Doch gerade die professionellen Fälscherringe nehmen ihr Geschäft meist schon wenige Tage später wieder unvermindert auf. Neben eigenen Fake-Shops nutzen sie dabei auch ständig wechselnde Scheinidentitäten auf etablierten Handelsportalen wie Amazon, wie der diesjährige erste Platz eindrücklich beweist (siehe Seite 3).
Laut EU-Kommission haben die EU-Zollbehörden allein 2015 mehr als 40 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von mehr als 650 Millionen Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt – ein Plus von 15% gegenüber 2014. Die Mehrheit der festgehaltenen Waren kam auch 2015 aus China und Hongkong. Zu den Herkunftsländern gehörten aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei, Indien und immer häufiger auch Europa und Nordamerika. Die EU-Zoll-Statistiken erfassen aber nur einen geringen Teil der tatsächlich im Umlauf befindlichen Plagiate und zeigen somit nur einen Teil der tatsächlichen Ausmaße des weltweiten Problems.