Die Erscheinungsformen von Produkt- und Markenpiraterie sind dabei sehr vielfältig. Sie reichen von Markenfälschungen über Designplagiate und Technologieklau bis hin zu direkten Raubkopien. Als »Plagiat« gilt gemeinhin, wenn sich ein Nachahmer das Design und / oder die Technik eines erfolgreichen Produktes aneignet und dieses dann unter seinem eigenen Namen vertreibt. Bei einer »Fälschung« kommt dazu noch, dass der Ideen-Dieb auch den Markennamen des Originalherstellers nutzt und die Kunden so komplett hinters Licht führt. Oft sind die Imageschäden durch nicht korrekt funktionierende Produkte bei dieser Variante sogar noch deutlich größer als der reine Verlust durch entgangene Verkäufe. Darüber hinaus gibt es auch Mischformen, bei denen beispielsweise im Onlinehandel Fotos des Originals präsentiert, bei Bestellung aber eine Fälschung geliefert wird. Aber auch die Kunden selbst verstecken sich nur allzu gerne hinter ihrer Gutgläubigkeit und befördern das System damit weiter.
Schon seit 1977 verleiht der Verein Plagiarius e.V. deshalb seinen Anti-Award, der besonders freche Marken- und Design-Fälschungen, Technologie-Nachmacher und Raubkopien gnadenlos ins öffentliche Rampenlicht der Verbraucher, Politik und Industrie rückt und sie so für die Problematik sensibilisiert. In dieser Zeit wurden insgesamt mehr als 1.600 Plagiatsfälle eingereicht und rund 400 Preisträger an den Pranger gestellt. Prämiert wurden Produkte der unterschiedlichsten Branchen: Schneid- und Haushaltwaren, Sanitärprodukte, Werkzeuge, Möbel, Schreibwaren, Kinderspielzeug, Parfums, Schmuck, technische Produkte und Geräte, wie z.B. nicht funktionierende Notfallbeatmungsgeräte, Autofelgen, Motorsägen, Mopeds und viele mehr. In diesem Jahr wurde der symbolisch dafür stehende schwarze Zwerg mit der goldenen Nase bereits zum 41. Mal. Vergeben, neben den drei Hauptpreisen wurden sieben gleichrangige Produktfälscher mit der wenig ruhmreichen Trophäe bedacht. Dabei hatten die Fälscher wie üblich zuvor die Möglichkeit, ihren Irrweg einzusehen und die Fälschungen vom Markt zu nehmen, Unterlassungserklärungen zu unterschreiben oder zumindest ihre Lieferanten preiszugeben. Doch trotz der weltweiten medialen Aufmerksamkeit scheint die abschreckende Wirkung des Plagiarius manche Nachahmer vollkommen kalt zu lassen. Sie machen einfach weiter oder bringen halbseidene Entschuldigungen vor, die Ähnlichkeiten seien rein zufällig.
Auch wenn die rechtliche Lage nicht immer eindeutig ist – auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen alle zehn »Gewinner« der diesjährigen Plagiarius Awards vor, damit Sie sich selbst ein Bild davon machen können, ob diese frappierenden Ähnlichkeiten wirklich nur Zufall sein können (links ist dabei jeweils das Original, rechts die Fälschung zu sehen):