Ermittler aus mehreren Ländern haben gemeinsam mit Europol den Dienst VPNLab.net ausgeschaltet. Cyberkriminelle nutzen dessen Infrastruktur, um unter anderem Ransomware-Angriffe durchzuführen. Durch die Ermittlungen sollen in den letzten zwei Jahren rund 100 Cyberangriffe verhindert worden sein.
Europäische Ermittler haben ein Netzwerk von Cyberkriminellen unschädlich gemacht und damit Schäden in Millionenhöhe verhindert. In zehn Ländern seien 15 Server ausgeschaltet worden, die die Anonymität von Kriminellen im Internet gesichert hätten, teilte die europäische Polizeibehörde Europol am 18. Januar in Den Haag mit. Ausgangspunkt der zweijährigen Ermittlungen war ein Cyberangriff auf die Stadtverwaltung von Neustadt am Rübenberge von 2019 – nach Angaben der federführenden Polizeidirektion Hannover. Weltweit seien verschiedene Behörden beteiligt gewesen.
Laut Europol nutzten Kriminelle die Infrastruktur des Dienstes VPNLab.net für schwere Cyberverbrechen. VPNs bieten Nutzern die Möglichkeit, anonym miteinander zu kommunizieren – ohne dass Außenstehende Einblick haben. Kriminelle nutzen den Service auch für den abgesicherten Zugang zum Internet.
Die Aktion war bereits am 17. Januar. Beteiligt waren neben der Polizeidirektion Hannover und der Staatsanwaltschaft Verden unter anderem Europol und die europäische Justizbehörde Eurojust, die Kontakt zu Ermittlern etwa aus den Niederlanden, Kanada, der Tschechischen Republik, Frankreich, Ungarn, Lettland und der Ukraine herstellte. Außerdem waren das FBI in den USA sowie Ermittler in Großbritannien beteiligt.
Zu den bekannten Opfern von Cyberkriminalität zählte 2019 die Stadtverwaltung von Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover, wo Elterngeldanträge, Baupläne und vieles mehr verschlüsselt wurden. Die Verwaltung der rund 45.000 Einwohner zählenden Stadt konnte einzelne Dienstleistungen bis ins erste Quartal 2020 daher nicht anbieten. Neben Kommunen sind auch Unternehmen betroffen. Das Ziel der Kriminellen: Gegen Lösegeld werden die Daten wieder freigegeben.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius sagte, der Takedown des Netzwerks zeige, „dass wir als Sicherheitsbehörden dazu in der Lage sind, schwerkriminellen Cybernetzwerken das Handwerk zu legen“. Der SPD-Politiker betonte: „Das schärfste Schwert gegen international agierende Verbrecher ist ein gemeinsames und eng abgestimmtes Vorgehen.“ Es habe erste Festnahmen gegeben, sagte er: „Ob wir die Kriminellen alle im Einzelfall kriegen, ist eine andere Sache.“ Nach Angaben des Präsidenten der Polizeidirektion Hannover, Volker Kluwe, sind im Netzwerk gespeicherte Daten erfasst und werden nun ausgewertet. Während der zweijährigen Ermittlungszeit seien rund 100 Cyberangriffe verhindert worden.
Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza erklärte, Cyberangriffe seien eine reale Bedrohung – „für uns alle“. Die CDU-Politikerin sagte: „Ist die Schadsoftware erstmal im System, sind die Folgen oft katastrophal. Die Lösegeldforderungen gehen in die Millionen, der Verlust sensibler Daten kann einen riesigen Schaden verursachen.“