VPNLab.net bestand nach Angaben von Europol seit 2008. Der Dienst war „besonders populär bei Cyberkriminellen“, wie Europol mitteilte. Der Grund: Er bot auch eine doppelte VPN mit Servern in mehreren Ländern an. Damit hätten die Dienste genutzt werden können, um Verbrechen zu begehen – ohne Angst, von den Behörden entdeckt zu werden. Laut Polizeidirektion Hannover werden VPN-Dienste von vielen Anbietern weltweit angeboten und auch für legale Zwecke genutzt, um sich vor Nachverfolgung zu schützen.
Der Provider war bei der Aufklärung verschiedener Fälle ins Visier der Ermittler geraten. Europol schätzt, dass schwere Cyberattacken verhindert werden konnten. Bei der über die Server verschickte Schadsoftware handele es sich um „Ryuk“ – eine Software, die von kriminellen Vereinigungen genutzt werde, um Behörden, Firmen und Einrichtungen zu attackieren und Lösegeld zu erpressen, teilte die Polizei mit. Bei Angriffen mit dieser Schadsoftware verursachten die Täter immer wieder Schäden in Millionenhöhe.
Bei „Ryuk“ handelt es sich laut Polizei um Ransomware. Gelangt das Programm auf einen Computer oder ein Netzwerk, verschlüsselt es Fotos, Videos, Dokumente oder ganze Datenbanken. Auf dem Endgerät wird eine Text-Datei mit einer Lösegeldforderung hinterlassen. Systemkopien werden demnach ebenfalls verschlüsselt oder gelöscht. Die Schadsoftware zu entfernen oder das System auf einen Zeitpunkt vor dem Angriff zurückzusetzen, führt dazu, dass auch bei einer Zahlung die Dateien nicht entschlüsselt werden können.
Dringt die Software in ein Netzwerk ein, kann sie nach Polizeiangaben ausgeschaltete Rechner per WLAN-Verbindung einschalten, um sie zu infizieren. Der Angriff erfolge meist per Phishing-Mail – eine E-Mail mit einem Link oder einer Datei im Anhang. „Ryuk“ werde auch als Service angeboten – eine kriminelle Gruppe biete es einer anderen an und werde prozentual an der erpressten Beute beteiligt.
Pistorius, Mitglied im Kontrollgremium von Europol, forderte erneut den Ausbau der Kompetenzen und Mittel der Behörde: „Täter agieren längst höchst dynamisch und grenzüberschreitend. Die Antwort kann nur eine starke europäische Behörde im Netzwerk der europäischen Sicherheitsbehörden sein.“