Gastkommentar von YourIT

Wie wird man eigentlich Datenschutzbeauftragter?

6. Juli 2021, 7:37 Uhr | Autor: Thomas Ströbele / Redaktion: Diana Künstler
Thomas Ströbele ist Geschäftsführer von YourIT sowie Berater für Datenschutz und Informationssicherheit.
© yourIT

Den klassischen Ausbildungsweg zum Datenschutzbeauftragten gibt es nicht. Davon weiß auch Thomas Ströbele von YourIT zu berichten. „Auch nach bald 15 Jahren Datenschutz lerne ich noch täglich dazu“, sagt er und lässt an seinen Erfahrungen teilhaben.

Der oder die heutzutage meist extern bestellte Datenschutzbeauftragte (DSB) eines Unternehmens trägt große Verantwortung. Er begleitet das Unternehmen auf dem Weg der Digitalisierung. Dabei muss er einerseits das Grundrecht auf Schutz persönlicher Daten und andererseits die Bedürfnisse und Entwicklungen des Unternehmens im Blick haben. Der DSB hilft also nicht nur, Gesetze einzuhalten und Verträge zu schließen, sondern sorgt mit Fachwissen und Erfahrung dafür, dass die besten Prozesse mit einer sicheren Lösung zum Erfolg für alle werden. Aus diesem doppelten Blick heraus trägt der DSB entscheidend zur Glaubwürdigkeit von Firmen bei. Ein funktionierender Datenschutz baut Vertrauen bei Kunden und Partnern auf, schützt Unternehmenswerte und stärkt Marken. Damit wird ein funktionierender Datenschutz zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil.

Um diese Herausforderungen zu meistern, ist eine hervorragende Qualifikation des DSBs unabdingbar. Fachwissen ist insbesondere erforderlich in den Bereichen

Wie die meisten anderen mittelständischen Unternehmen bildet auch unser IT-Systemhaus wie selbstverständlich eigene Fachkräfte selbst aus. Typische Ausbildungsberufe sind bei uns Büro- beziehungsweise IT-Kaufleute und Fachinformatiker für Systemintegration und Softwareentwicklung. Seit einigen Jahren wächst aber unser Bereich Consulting überproportional. Daher benötigen wir  auch immer mehr Fachkräfte im Bereich Datenschutz und Informationssicherheit. Allerdings gibt es für DSB bisher keinen Ausbildungsberuf. Datenschutzbeauftragte/r wird man heute meist durch den Besuch einer (Online-)Schulung – welche oft fünf, aber manchmal auch nur drei Tage dauert.

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Sollten ausschließlich Rechtsanwälte Datenschutzbeauftragte sein?

Mittlerweile gibt es viele RechtsanwältInnen, die als DSBs tätig sind. Das ist nicht grundsätzlich falsch. Denn die Aufgaben von Datenschutzbeauftragten sind durch die EU-DSGVO tiefer in den Bereich der Beratung im Hinblick auf die Einhaltung von Datenschutzvorschriften hineingerutscht. Ich habe nur im Laufe meiner Karriere wenig Rechtsanwälte getroffen, die sich neben Ihrer juristischen Begabung auch gerne mit Prozessen, Organisation, IT-Systemen und Applikationen sowie Informationssicherheit beschäftigen – und sich damit auskennen. Aber genau diese Bereiche stellen die eigentliche Herausforderung beim Aufbau eines funktionierenden Datenschutz-Managementsystems (kurz „DSMS“) dar.

Wie ich DSB wurde

Ich selbst bin kein ITler, sondern habe an der Universität Tübingen mein Studium zum Diplom-Kaufmann absolviert. Bevor ich DSB wurde, war ich in unserem jungen IT-Systemhaus als geschäftsführender Gesellschafter für Vertrieb, Consulting und Prozess-Organisation verantwortlich. Meine beiden Mit-Geschäftsführer waren Techniker und Programmierer. 2006 hatte unser erste Kunde einen DSB bestellt, und der wollte dann mit uns reden. Wir hatten damals nur eine Grundahnung von Datenschutz. Uns war aber zumindest klar, dass das nicht dasselbe ist wie IT-Sicherheit. Daher musste einer von uns zu einer Fortbildung. Und die Wahl fiel – aufgrund des kürzeren Streichholzes – auf mich.

In dem fünftägigen DSB-Kurs saßen damals neben mir fast ausschließlich Techniker und Programmierer. Und die meisten davon sind das nach der Fortbildung auch geblieben. Ich selbst hatte nach der Schulung noch ganz viele Fragezeichen im Kopf, aber für mich hat das Thema Datenschutz einfach gepasst. Ich erkannte die Möglichkeiten und die Vorteile für uns und unsere Kunden und hatte das Glück, einfach loslegen zu können. Das Gespräch mit dem Datenschutzbeauftragten des Kunden konnte ich zumindest meistern.

Was wirklich zählt, ist Erfahrung durch TUN und lebenslanges Lernen

Wer aber denkt, er könne durch eine 5-Tages-Schulung zum DSB mutieren und danach sofort alle Anfragen beantworten – womöglich auch noch richtig –, dem sei gesagt: Weit gefehlt. DSB wird man durch TUN (Vertrieblern bekannt als „TagUndNacht“), die daraus resultierende Erfahrung und lebenslanges Lernen.

In unserem Datenschutz-Team bilden wir die nächste Generation DSBs mittlerweile selbst aus. MitarbeiterInnen werden zum Beispiel als AssistentIn eingestellt, durch aktuelle Fälle und interne und externe Fortbildung. Mittlerweile besteht unser Team aus acht Mitarbeitern, von denen eben jeder seine spezielle Erfahrung und Ausbildung miteinbringt. Auch nach bald 15 Jahren Datenschutz lerne ich noch täglich dazu.


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