Lars, but not Least

Abo-Kunden am goldenen Haken

10. Februar 2023, 11:17 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zündeln und verstecken

Ähnlich kaltschnäuzig geht Musk bei den Drittanbietern vor. Nachdem sie Twitter maßgeblich zum Aufstieg verholfen hatten und gerade für Profi-Nutzer fast schon Pflicht sind, sperrte der neue Chef sie zum Jahreswechsel plötzlich kommentarlos aus. Erst nach Wochen wurde offiziell bestätigt, dass ihre Dienste so nicht mehr erwünscht sind. Inzwischen ist klar, dass es auch hier, entgegen Musks Rhetorik von der „Befreiung“ und Weiterentwicklung Twitters, ohne Rücksicht auf Verluste einzig und allein darum geht, den größtmöglichen Profit aus dem aktuellen System zu pressen, um die Schulden zu bedienen. Statt das Ökosystem frei mit eigenen Ideen und Features anreichern zu können, sollen auch die Softwareanbieter die APIs künftig mieten. Was sie das kosten soll, weiß Twitter allerdings offenbar selbst noch nicht so genau. Weil damit auch nicht klar ist, ob sich das Geschäftsmodell überhaupt noch lohnt, haben einige der düpierten Anbieter wie Twitterific bereits freiwillig das Handtuch geworfen. Damit wird die effiziente Twitter-Nutzung ausgerechnet für viele der angepeilten Gold-Kunden zu einer echten Herausforderung.

So bestätigen auch die neuen Abo-Pläne den Eindruck, dass bei Twitter neben Musk derzeit vor allem das Chaos regiert. Statt sich an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren, haben die Abonnements ganz offensichtlich vor allem einen Zweck: Twitter mehr Geld in die klammen Kassen zu spülen. Dazu passt auch das Vorgehen bei Einführung, das an die berüchtigten Drücker-Kolonnen im Zeitschriften-Markt erinnert. Nicht gerade die optimale Voraussetzung für einen durchschlagenden und vor allem langfristigen Erfolg bei der Bindung der zahlenden Kunden.

Wie es cleverer geht, zeigt Musk einstweilen Tinder auf. Die Dating-Plattform führt nun ebenfalls ein neues Premium-Feature für seine zahlenden Kunden mit Plus-, Gold- und Premium-Abo ein. Das bringt ihnen nicht mehr, sondern weniger Sichtbarkeit. Für ein paar Dollar können sie den Inkognito-Modus aktivieren und so gezielt dafür sorgen, dass andere Nutzer wie Nachbarn, Vorgesetzte, Freunde, oder auch der eigene Partner sie auf der Plattform nicht sehen können. Ist der Modus aktiviert, taucht das eigene Profil nur noch bei anderen Nutzern auf, die man selbst bereits mit einem Like bedacht hat. Ein Feature, das sich viele Nutzer schon länger gewünscht haben und das damit auch auf regen Anklang treffen dürfte – vielleicht ja auch bei Elon Musk?

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Abo-Kunden am goldenen Haken
  2. Zündeln und verstecken

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Twitter

Weitere Artikel zu SaaS (Software as a Service)

Matchmaker+