Etailer macht Druck

Amazon setzt auf Kataloge

11. Juli 2018, 14:11 Uhr | Lars Bube
Auch in Europa setzt Amazon auf Kataloge, um Spielwaren zu bewerben - wenn auch in deutlich kleinerem Umfang
© Screenshot gittner-grafik.de

Um das Weihnachtsgeschäft weiter anzukurbeln, will Amazon in den USA künftig ein Mittel nutzen, das der Onlinekonzern selbst zuvor in vielen Bereichen obsolet gemacht hat: gedruckte Versandkataloge.

In den letzten Jahren hat kein Unternehmen die Handelswelt so verändert wie Amazon. Der Konzern ist vom Buchversand zum »gnadenlosen« Onlinehändler herangewachsen, der seinen Kunden Millionen Produkte aus allen Bereichen des Lebens vom Duschgel bis hin zum NAS-Server anbietet und bequem nach Hause schickt. Mit diesem breiten Waren- und Serviceangebot können klassische Offline-Konkurrenten wie Händler, Kaufhäuser und selbst die großen Malls, einst unerschütterliches Zentrum amerikanischer Konsumkultur, nicht mehr mithalten. Fast alle mussten sich entweder dem Druck zum Online-Handel beugen, oder ihr Geschäft einstellen.

Auch die einstigen Vorbilder in Form der großen Versandhauskataloge wurden damit aus dem Markt gedrängt, in Deutschland gingen etwa die einstigen Branchengrößen Neckermann und Quelle pleite. Selbst der Otto-Konzern, der die Transformation in die neue Welt relativ gut gemeistert hat, stellt nun mit der Herbst-Ausgabe seinen Katalog endgültig ein. Paradoxer Weise könnte ausgerechnet zur gleichen Zeit Amazon eine weitere Rolle rückwärts machen. Nach der Eröffnung eigener Ladengeschäfte und dem Kauf einer Supermarktkette will der Onlineriese laut dem Informationsdienst Bloomberg Millionen Kunden in den USA rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft einen gedruckten Katalog schicken.

Dass sich der Handelsgigant dabei vorerst auf das Spielwarensortiment konzentrieren will, ist kein Zufall. Mit dieser zunächst überraschend anmutenden Maßnahme will Amazon vor allem die bisherigen Kunden der Fachhandelskette Toys'R'us ansprechen, die – insbesondere durch Amazons Aufstieg – in große Schwierigkeiten geraten war und die seit März diesen Jahres nun endgültig abgewickelt wird. Während die über 800 Filialen in den USA mangels Übernahmeinteressenten geschlossen werden mussten, konnten die noch immer Gewinn bringenden knapp 100 Geschäfte im deutschsprachigen Raum samt des entsprechenden Onlineshops an den irischen Mitbewerber Smyths Toys verkauft werden.


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