In einem gemeinsamen Pilotprojekt mit dem Ölmulti Shell lotet Amazon die Möglichkeiten aus, DHL mit eigenen Paketstationen weitere Konkurrenz zu machen.
Amazon treibt den Ausbau seiner eigenen Paket-Logistik weiter voran, mit der das Unternehmen von den etablierten Zulieferdiensten wie DHL, UPS und Hermes unabhängiger werden will und diesen in Ballungsgebieten auch zunehmend ernsthafte Konkurrenz macht. In einem Pilotprojekt hat Amazon in München jetzt sogar erstmals eigene Paketstationen aufgestellt. Die »Amazon Locker« genannten Paketautomaten sehen ähnlich aus und funktionieren wie die Packstationen der Post-Tochter DHL. Amazon-Kunden können sich Pakete in die Schließfächer liefern lassen, wenn sie beispielsweise während ihrer Arbeitszeiten ankommen, oder dort Retouren zur Abholung hinterlegen. Den Mangel an eigenen Standorten kompensiert der Etailer dabei geschickt durch die Zusammenarbeit mit dem Mineralölkonzern Shell, an dessen Tankstellen die Locker installiert werden. Wie Shell gegenüber dem Handelsblatt bestätigte, sind derzeit bereits zehn der Boxen in Betrieb, um erste Erfahrungen mit dem Konzept zu sammeln.
Der Gas- und Ölmulti erhofft sich von den Paketstationen zusätzlichen Umsatz bei Benzin und anderen Waren an seinen Tankstellen. Ob Amazon darüber hinaus noch Miete für die Standorte bezahlt, ist nicht bekannt. Sollte das Pilotprojekt beiden Seiten den gewünschten Erfolg bringen, könnten laut Shell schon bald Hunderte weitere Standorte in Deutschland folgen. Möglichkeiten gibt es jedenfalls genug. Mit einem Netz von fast 2.000 Tankstellen ist Shell der zweitgrößte Tankstellenbetreiber auf dem deutschen Markt nach Aral. Damit könnte Amazon quasi aus dem Stand schon fast zu den aktuell knapp 3.000 Packstationen der DHL aufschließen. Zudem gehört das britisch-niederländische Unternehmen Royal Dutch Shell auch weltweit zu den größten Anbietern und betreibt insgesamt mehr als 40.000 Tankstationen. Über diese könnte sich Amazon also auch international schnell ein weitverzweigtes Verteilernetz aufbauen und so relativ einfach den nächsten Schritt zum Logistikriesen gehen.