Und er bewegt sich doch: Der Etail-Riese Amazon geht auf empörte Zulieferer aus der ITK-Distribution zu – ein bisschen zumindest.
Editorial
Knapp drei Monate nachdem CRN über die schweren Vorwürfe von ITK-Distributoren gegenüber Amazon berichtet hatte (siehe Artikelserver-clients/artikel/115603/### /->), ist ein wenig Bewegung in die festgefahrenen Fronten der Handelspartner gekommen. Wie zu hören ist, suchte Amazon bereits unmittelbar nach dem Erscheinen des Berichts Anfang Dezember den Kontakt zu einigen Lieferanten aus der Distribution, die gegenüber CRN offene Rechnungen zum Teil in Millionenhöhe beklagen. In einem Fall habe sich ein Grossist nach einem Treffen mit Amazon »halbwegs zufriedenstellend« mit dem Etailer einigen können: Ein Großteil strittiger Forderungen wurde daraufhin beglichen. Einige andere Distributoren, bei denen wir nachhakten, berichten uns hingehen, dass die Hängepartie andauert. Klagen gegen Amazon wurden eingereicht, man wird sich wohl vor Gericht wiedersehen, sollte es nicht doch noch zu einer gütlichen Einigung kommen.
Allein die Tatsache, dass Amazon in einigen Streitfällen von sich aus endlich Gesprächsbereitschaft zeigt, ist ein Grund zum vorsichtigen Optimismus. Auch einem marktbeherrschenden E-Commerce-Riesen wie Amazon kann es auf Dauer nicht völlig gleichgültig sein, dass ihm Geschäftspartner ein verheerend schlechtes Geschäftsgebaren attestieren. Ohne den Warenfluss der Distributoren, ohne die mehr als 60.000 Händler in seinem Marketplace, ohne neue Zulieferer für den vor rund einem Jahr mit vielen Ambitionen gestarteten Business-Shop für gewerbliche Einkäufer wird Amazon seine ehrgeizigen Wachstumsziele nicht erreichen können.
Die deutsche Landesgesellschaft um Amazon-Chef Ralf Kleber mag sich wohl noch als Maß aller Dinge im E-Commerce verstehen. Langfristig aber schadet im Handel jede Gutsherrenart, weil sie Geschäftspartnerschaften, die Werte des eigenen Unternehmens, das Image und letztlich auch die Identifikation der eigenen Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen beschädigt.
Martin Fryba
CRN-Chefredakteur