Investition ins Ungewisse

Big-Data in der Pubertät

29. November 2013, 13:22 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Big-Data in der Pubertät

Oracle, SAP, IBM haben sich mit ihren Milliarden-Akquisitionen schon vor Jahren bei datenanalytischer Software in Stellung gebracht. Allein die Übernahmen von Hyperion, Business Objects und Cognos ließen sich die drei großen Hersteller 15 Milliarden US-Dollar kosten und haben den Preis für Spezialisten im Umfeld von Business-Intelligence in die Höhe getrieben. Wer wie HP zu spät reagierte, musste umso tiefe in die Tasche greifen. Fast zwölf Milliarden Dollar ließ sich Hewlett-Packard die Softwarefirma Autonomy kosten. Viel zu viel, wie HP-Chefin Meg Whitman später einräumte. Neun Milliarden Dollar Abschreibung bescherten dem Konzern einen Rekordverlust, der offensichtlich auch auf das Versagen von Wirtschaftsprüfern zurückzuführen war, die für die Bewertung von Autonomy verantwortlich waren.

Ob der damalige Firmenchef und Mitbegründer Mike Lynch die Bilanzen frisiert hatte oder nicht, tut den riesigen Erwartungen, die heute mehr denn je mit Big Data verknüpft sind, keinen Abbruch. Die Technologie sei reif, Hadoop, In-Memory Computing wie Hana und Cloud Infrastructure-as-a-Service und mit ihnen die neue Generation von Analytics-Lösungen seien geschäftstrauglich und praktisch in allen Branchen anwendbar, stellt der Risikokapitalgeber GP Bullhound fest. Nicht ohne hinzuzufügen, dass der Anbietermarkt auf eine neue Welle der Übernahmen und Fusionen zusteuert.

Gut, wenn man vorher investiert ist und nachher den Boom und damit die Preise für junge Softwareunternehmen in diesem Feld weiter beflügelt: Auf mehr als sieben Milliarden US-Dollar soll der Markt für Big Data 2017 wachsen – durchschnittliches Wachstum im Jahr: Rund 60 Prozent. Die derzeitige Praxis allerdings ist eher ernüchternd. Im professionellen Business-Umfeld fehlen den Hersteller-Partnern Fachexperten ebenso gibt es keine dezidierten Initiativen der Hersteller, ihren traditionellen Channel in Richtung Big-Data zu befähigen. Case-Studies, die praktische Nutzanwendungen demonstrieren und den Kunden die viel zitierten neuen Umsatz- und Ertragschancen am konkreten Beispiel vor Augen führen, sind rar. Dafür ist die Phantasie der Anleger grenzenlos, die – wie so oft bei Technologien im Übergang zum Erwachsenwerden - jeder realen Kundenerfahrung anscheinend vorausgehen muss.


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