Facebook

Das manipulierte Netzwerk

13. Februar 2018, 9:20 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das manipulative Netzwerk

Doch auch wenn Facebook mittlerweile bereit ist, sich seiner Verantwortung als Teil der globalen Meinungsmache zu stellen, reißt die Kritik nicht ab. Das lange weitgehend positive Bild vom sozialen Netzwerk als Ort des Kontakteknüpfens und des Austauschs ist vielerorts gekippt, es werden die gesellschaftlichen Auswirkungen diskutiert. Facebook nutze die Schwächen der menschlichen Psychologie aus, um Nutzer möglichst lange im Netzwerk zu halten, sagte im vergangenen November Sean Parker, Gründer von Napster und 2004 der erste Präsident von Facebook. Dessen sei man sich schon damals bewusst gewesen und habe es trotzdem getan.

Chamath Palihapitiya, der in der Anfangszeit von Facebook für das Wachstum der Nutzerzahlen verantwortlich war, kritisiert Facebook und andere soziale Netzwerke seit einigen Jahren: »Ich denke, wir haben Werkzeuge geschaffen, die das soziale Gefüge der Gesellschaft zerreißen.« Er selbst nutze Facebook daher so wenig wie möglich, seine Kinder dürften »den Scheiß« gar nicht nutzen. Ähnlich hält es Apple-Chef Tim Cook. Er habe zwar keine Kinder, aber einen Neffen, erklärte er jüngst, und dem setze er Grenzen und erlaube ihm keine sozialen Netzwerke.

Ein düsteres Bild zeichnete vor zwei Wochen der bekannte Investor und Philanthrop George Soros auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: »Social-Media-Unternehmen täuschen ihre Nutzer, indem sie deren Aufmerksamkeit manipulieren und auf ihre eigenen kommerziellen Zwecke lenken«, ging er mit sozialen Netzwerken ins Gericht und nannte Facebook und Google namentlich. Beide würden die soziale Umwelt ausbeuten und hätten weitreichenden Einfluss auf das Funktionieren der Demokratie und die Integrität von Wahlen.

Wirkungslos bleibt all die Kritik nicht. Zu Jahresbeginn kündigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg an, er wolle das soziale Netzwerk »reparieren«. Allerdings: Ihm geht es vor allem darum, die Nutzer »vor Missbrauch und Hass zu schützen« und sein Netzwerk gegen die »Einflussnahme von Nationalstaaten zu verteidigen«. Eine der angekündigten Maßnahmen sieht etwa vor, wieder mehr lokale und private Inhalte in den Vordergrund zu rücken. Das mag Facebook vielleicht ein wenig aus der Schusslinie bringen, weil es sich nicht mehr so gut für politische Kampagnen nutzen (oder missbrauchen) lässt. Eine Antwort auf die derzeit viel diskutierten Fragen zur Manipulation der Nutzer im Ringen um Aufmerksamkeit und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft ist dieser Teil-Rückzug ins Private nicht.


  1. Das manipulierte Netzwerk
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