Lange schwamm Facebook auf einer Erfolgswelle und war »in«. Mittlerweile äußern sich selbst ehemalige Mitarbeiter kritisch. Das soziale Netzwerk versucht gegenzusteuern, wird sich seiner Verantwortung aber stärker stellen müssen.
Mehr als zwei Milliarden aktive Mitglieder hat Facebook mittlerweile und erreicht damit eine Öffentlichkeit, von der jedes andere Medium nur träumen kann. Dass der Erfolg allerdings Schattenseiten hat, dürfte spätestens im US-Wahlkampf des Jahres 2016 klargeworden sein, als Falschmeldungen und populistische Meinungsmache das soziale Netzwerk fluteten. Lange versuchte das Unternehmen, sich aus der Verantwortung zu stehlen und die eigene Rolle herunterzuspielen. Dabei hatte Facebook seinen Nutzern in anderen Bereichen schon lange inhaltliche Vorgaben gemacht und diese auch kontrolliert und durchgesetzt. Nur bei Fake News und bewusster Manipulation der Nutzer wollte oder konnte man offenbar nicht aktiv werden.
Als Facebook dann schließlich doch handelte – wohl aus Angst vor einem größeren PR-Desaster oder einem Eingreifen der Politik – zeigte sich schnell, dass sich das Problem mit Algorithmen kaum in den Griff bekommen lässt. Und so musste einer der Technologiegigant unserer Zeit tatsächlich tausende Menschen einstellen, um Postings zu bewerten. Man kann das durchaus als gravierenden Einschnitt für eine Branche verstehen, in der man sonst der Macht der Algorithmen vertraut und technologische Lösungen der menschlichen Arbeitskraft vorzieht.