Der Channel ist wichtig, der Direktvertrieb aber auch. Das von Kofax-Chef Reynold Bish etablierte Hybridmodell beunruhigt die Partner des DMS-Spezialisten Kofax. Doch Bish weiß die Ängste der Vertriebspartner geschickt zu zerstreuen.
Auf der diesjährigen europäischen Partnerkonferenz von Kofax in Berlin gab sich Kofax-Chef Reynold Bish deutlich entspannter als noch vor einem Jahr in Athen. Damals war Bish, Gründer und CEO des von EMC gekauften Kofax-Wettbewerber Captiva, rund ein Jahr im Amt und hauptsächlich damit beschäftigt, mit den internen Strukturen von Kofax gründlich aufzuräumen. Dieses Kapitel dürfte abgeschlossen sein. Der organisatorische Wildwuchs, die zahlreichen Marken, über 200 verschiedene Rechnungssysteme, dezentrale Verantwortlichkeiten bis hin zum Vertrieb: Von diesen Altlasten aus den vielen Akquisitionen hat Bish Kofax befreit. Und er hat jetzt in Berlin auch die Gelegenheit benutzt, zu einem damals kolportierten Gerücht deutlich Stellung zu nehmen. »Ich bin nicht zu Kofax gekommen, um die Firma für einen Verkauf zu restrukturieren«. Noch in Athen vor einem Jahr wurden hinter vorgehaltener Hand mögliche Interessenten gehandelt, allen voran Hewlett-Packard. Wäre es soweit gekommen, es hätte bei Kofax wohl das Aus der Distribution von Hochleistungsscannern anderer Hersteller bedeutet. Eine Sparte, die immerhin über 40 Prozent zum Kofax-Umsatz von zuletzt fast 186 Millionen britische Pfund (Ende Juni 2009) beitrug.
Die Komplexität der Digitalisierung und Weiterverarbeitung papiergebundener Dokumente zeigt sich indes im Softwareportfolio von Kofax. Hier werden die entscheidenden Weichen gelegt, um bislang manuelle Prozesse wie Rechungseingang zu automatisieren, Daten zu extrahieren und sie beispielsweise in Produktivsysteme wie SAP zu überführen. Beratung, Projektierung, Installation und Roll-Out, Wartung sowie gegebenenfalls Betriebsübernahme: Ein klassisches Geschäft für Kofax-Partner, die jedoch schnell an ihre Grenzen im Vertrieb stoßen.