Vergleichstest Mail-Server – Der Microsoft-Exchange-Server steht unter Druck, denn die Mitbewerber machen ordentlich Dampf. Und greifen das Exchange-/Outlook-Gespann teils direkt an. Network Computing testete fünf dieser Produkte.
Microsofts Exchange-Server ist zwar eines der am häufigsten installierten Mail- und Groupware-Systeme, aber teuer. Und nur wenige Administratoren lieben es. Der Markt bietet einige Varianten, die teilweise preiswerter, einfacher zu verwalten und mitunter sogar funktionell überlegen sind.
Kerio Technologies Kerio MailServer 6.4.1
Seit dem Test des Vorgängers KMS 6.2.2 im vergangenen Jahr ist nicht besonders viel Zeit vergangen. Kerio hat diese kurze Zeitspanne aber klug genutzt und bietet mit der aktuellen Version 6.4.4 eine Menge Fixes und Verbesserungen. Besonders erwähnenswert sind die Unterstützung von Windows-Vista sowie der Web-Administrations-Support für Internet-Explorer 7 und Firefox 2. Die WAP-Unterstützung hat Kerio zwar inzwischen entfernt, dafür bietet der Mail-Server nun aber für PDAs angepasste Webmail. Außerdem hat der Hersteller einige Probleme mit der deutschen Übersetzung beseitigt. Übersehen hat Kerio dabei aber offenbar die Rechtschreibprüfung, denn die stand erst einmal nur in Englisch und Tschechisch zur Verfügung.
Am grundsätzlichen Aufbau des Produkts hat sich nichts geändert: KMS ist ein vollständiger Mail-Server, der standardmäßig einige Groupware-Features enthält. Er unterstützt SMTP, POP3, Imap4 und über seinen Outlook-Connector auch den Zugriff auf E-Mail via Mapi-Schnittstelle.
Die Administrationsschnittstelle des Mail-Servers ist eine saubere Windows-Applikation mit Explorer-ähnlicher Menü-/Baumstruktur. Die Bedienung ist einfach. Während Verwalter über diese Windows-Applikation Zugriff auf sämtliche Funktionen und Optionen haben, schränkt sie die Web-Administrationsschnittstelle auf die Verwaltung von Benutzerkonten, Gruppen und Aliasnamen ein.
Ein Benutzerimport ist aus Windows-NT-Domänen, Active-Directory, »Novell-eDirectory« und über CSV-Dateien möglich. Die Authentifikation eines Benutzers erfolgt gegenüber einer internen Datenbank, einer Windows-NT-Domäne oder Kerberos5. Gibt ein Verwalter einem Benutzer Web-Administrationsrechte, kann dieser die Anwender, Gruppen und Aliasse seiner eigenen Domäne verwalten. Optional stellt der Administrator pro Benutzer den maximalen Speicherplatz, die maximale Objektanzahl und die maximal erlaubte Nachrichtengröße ein. Zur Vereinfachung unterstützt KMS die Zusammenfassung gleichartiger Benutzer in Gruppen, die eine oder mehrere eigene E-Mail-Adressen haben dürfen.
Die Web-Benutzungsschnittstelle von KMS besitzt vollständige Funktionalität. Sie bietet Zugriff auf E-Mail, private und öffentliche Ordner, Kontakte, Aufgaben, Notizen und Kalender. Der Kalender unterstützt Gruppentermine und enthält eine Einladungsfunktion. Die Schnittstelle erreicht die Funktionalität und Qualität von Outlook allerdings nicht ganz. Das Layout gleicht aber dem von Outlook, so dass die meisten Benutzer schnell einsteigen oder Outlook und Web-Schnittstelle problemlos parallel nutzen können.
Zum Schutz der Mail-Anwender vor Viren, Würmern und Trojanern nutzt KMS die McAfee-5.1.00-Scan-Engine. Gemeinsam damit oder alternativ lässt sich auch externe Antivirus-Software nutzen. KMS bekämpft auch Spam. Zur Verfügung stehen Blacklists, Prüfungen der Caller-ID, Bayesian-Filter und SPF-Prüfungen. Administratoren können außerdem leicht eigene Nachrichtenregeln definieren.
Die Installation von KMS dauert inklusive Grundkonfiguration mit Hilfe eines Assistenten rund zehn Minuten und sollte für halbwegs erfahrene Administratoren problemlos durchzuführen sein.