Der Feind in meinem Account

Facebook: Datenklau an der Tagesordnung

3. November 2011, 10:06 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

250 GByte Daten abgesaugt

Funktionsweise von Social Bots (Bild: UBC)
Funktionsweise von Social Bots (Bild: UBC)

Wie einfach und schnell sich solche gekaperten Zugänge in monetär und anderweitig verwertbares Datenmaterial umsetzen lassen, hat jüngst wieder eine Gruppe von kanadischen Forschern der University of British Columbia bewiesen. Sie ließen acht Wochen lang insgesamt 102 so genannte »Social Bots« auf Facebook los. Dabei handelt es sich um Programme, die sich im Netzwerk tummeln und dabei menschliches Verhalten nachahmen, indem sie von einem eigenen Profil ausgehend stetig verschiedene Seiten besuchen, Freunde einladen, Nachrichten versenden und ähnliches.

Von 5053 solcher mechanischer Freundschaftsanfragen, welche die Forscher ihre Social Bots in den ersten zwei Wochen an zufällig ausgewählte Facebook-Nutzer verschicken ließen, wurden immerhin rund 20 Prozent von angeschriebenen Personen positiv beantwortet – obwohl sie die vermeintliche »Person« hinter den anfragen nicht kennen konnten, da sie gar nicht existiert . Um dabei nicht die Aufmerksamkeit der Facebook-Schutzmechanismen zu erregen wurden die Bots so eingestellt, dass sie einen fremden Account pro Tag maximal 25 Mal anschreiben.

Richtig erschreckend wurde es jedoch erst in Runde zwei: hier ließen die Forscher ihre Bots sechs Wochen lang auf die Freunde derjenigen Facebook-Nutzer los, welche die Freundschaftsanfragen in der ersten Runde angenommen hatten. Aufgrund der vermeintlichen Beziehung über einen bereits eingegliederten Facebook-Freund bekamen die Bots hier einen enormen Vertrauensvorsprung und die Akzeptanzrate stieg auf satte 60 Prozent. Nebenzu saugten die Bots von all ihren neuen »Freunden« die auf den Profilen hinterlegten Daten und Fotos ab. Insgesamt kamen dabei in den acht Wochen stolze 250 GByte an gut geschützt geglaubten privaten Daten zusammen, teilweise inklusive intimster Details. Im Gegensatz zu gehackten Passwörtern, auf deren Sicherheit jeder Nutzer nur einen gewissen eigenen Einfluss hat, sind in diesen Fällen sogar einzig und alleine die Nutzer selbst am Datenverlust schuld, da sie ohne nachzudenken einfach fremde Anfragen annehmen und in ihr Profil lassen.

In allen Details lassen sich die erschütternden Ergebnisse dieses Experiments unter dem Titel »The Socialbot Network: When bots socialize for fame and money« auch kostenlos als pdf-Dokument herunterladen.


  1. Facebook: Datenklau an der Tagesordnung
  2. Facebook verspricht Besserung
  3. 250 GByte Daten abgesaugt

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