In den Löschzentren werden unter anderem anstößige Videos und Bilder, Hassrede oder Gewaltdarstellung gesichtet und entfernt. In der US-Klage, die bei einem Gericht im kalifornischen San Mateo eingereicht wurde, wird Facebook beschuldigt, seine Pflicht zu ignorieren, für die Sicherheit dieser Mitarbeiter zu sorgen. Der Konzern greife beim Ausmisten seiner Plattform auf Zeitarbeiter zurück, die angesichts der schockierenden Inhalte irreparable traumatische Schäden erlitten. Das bei der Hauptklägerin diagnostizierte Leiden PTSD ist etwa bei Soldaten nach Schreckenserlebnissen im Krieg ein bekanntes Phänomen.
Die Klage richtet sich neben Facebook auch gegen die Zeitarbeitsfirma Pro Unlimited aus Boca Raton im US-Bundesstaat Florida, für die Scola tätig war. Ihre Rechtsanwälte streben eine Sammelklage im Namen aller betroffenen Facebook-Mitarbeiter an und fordern unter anderem die Einrichtung eines Fonds für medizinische Tests und Versorgung der Moderatoren. Facebook beschäftigt derzeit insgesamt rund 7.500 solcher Mitarbeiter. Ob das Verfahren als Sammelklage zugelassen wird, muss das zuständige Gericht allerdings erst noch entscheiden.
Die deutschen Löschzentren in Berlin und Essen betreibt Facebook nicht selbst, sondern greift auf die Dienstleistungsfirmen CCC und Arvato zurück, die unter anderem im Call-Center-Geschäft sind. Nach Kritik an den Arbeitsbedingungen gewährte Facebook im vergangenen Jahr einigen wenigen Journalisten Zugang zum Berliner Löschzentrum und betonte auch hier die Maßnahmen zur psychologischen Unterstützung.