Aktuell beschäftigt Facebook rund 4.500 sogenannte »Community Manager«, die gemeldete Videos prüfen und unangebrachte Inhalte entfernen sollen. Nachdem infolge zahlreicher Mordvideos die Kritik an diesem System aber lauter geworden war, kündigte Zuckerberg höchstselbst an, weitere 3.000 Mitarbeiter für diese Aufgabe einzustellen.
Dass auch die neuen Mitarbeiter nicht mit der Masse der anfallenden Prüfanfragen fertig werden dürften, zeigen indes vom »Guardian« veröffentlichte interne Schulungsunterlagen, die der Zeitung aus interner Quelle zugespielt wurden. Aus ihnen geht hervor, dass Facebook mit der Zahl der auf seiner Plattform veröffentlichten Inhalte heillos überfordert ist. Allein 6,5 Millionen Anfragen zu potenziellen Fake-Accounts erreichen das soziale Netzwerk – pro Woche! Gegenüber dem Blatt erklärten Moderatoren, dass die Arbeitsbelastung bei Löschanfragen nur einen Entscheidungszeitraum von zehn Sekunden zulasse. Auch die komplizierten Leitfäden zur Entscheidung machen die Arbeit für die Community Manager nicht leichter. So könnten zwar Videos von gewaltsamen Todesfällen als »verstörend« gekennzeichnet sein, müssten aber nicht zwangsläufig gelöscht werden, weil sie Bewusstsein etwa für psychische Erkrankungen schaffen könnten.
Justizminister Heiko Maas (SPD) hat nach der Veröffentlichung dieser Dokumente mehr Transparenz gefordert und seinem Gesetzentwurf gegen Hasskriminalität Nachdruck verliehen. Entgegen der seiner Meinung nach »teilweise völlig willkürlichen und widersprüchlichen« Kriterien von Facebook orientiere sich sein Entwurf klar am Strafrecht. Sicherlich ist auch Maas‘ Gesetz nicht perfekt, beispielsweise dürften die Bußgelder von 50 Millionen Euro bei Verstößen zu hoch gegriffen sein. Doch die Reaktion von Facebook gegenüber der »Wirtschaftswoche«, die Verantwortung beim Staat und nicht beim eigenen Unternehmen zu sehen, zeigt die Bigotterie der Verantwortlichen. »Die Verhinderung und Bekämpfung von Hate Speech und Falschmeldungen sei eine öffentliche Aufgabe, der sich der Staat nicht entziehen darf«, so Facebook. Bleibt die Frage, ob die Milliarden-Einnahmen des Netzwerks dann nicht auch der öffentlichen Hand zufallen sollten.