CRN-Kopfnuss

Geplante Obsoleszenz für Software – so geht's

31. Januar 2017, 9:02 Uhr | Daniel Dubsky

Üblicherweise gehen Elektro- und IT-Geräte kurz nach Ablauf der Garantiezeit kaputt - ein fieses Komplott der Hersteller, wie jeder weiß. Doch was tun Software-Anbieter, um ihre Nutzer zum Umstieg auf neue Versionen zu bewegen?

Früher war alles besser. Die Leute freundlicher, das Wetter sonniger und Produkte für die Ewigkeit gebaut. Hersteller setzten auf Qualität und ein Radio oder Fernseher hielt oft Jahrzehnte – und zog meist nach Jahren im Wohnzimmer noch in ein Kinderzimmer oder den Partykeller um. Sehr zum Leidwesen der Hersteller, die natürlich gerne viel häufiger Geräte verkauft hätten und deshalb die geplante Obsoleszenz erfanden. So schlugen sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie konnten auf billigere Bauteile setzen und die Absatzzahlen erhöhen.

So etwas erfreut das Herz von Aktionären, geht manchmal aber auch schief, wie das »Samsung Galaxy Note 7« im vergangenen Jahr zeigte. Dann nämlich, wenn der Ausfall oder die Fehlfunktion von Komponenten viel zu früh einsetzt und das Gerät sich schon kurz nach dem Kauf verabschiedet. Die hohe Kunst ist es eben, das geplante Versagen bis auf wenige Tage nach Auslaufen der Gewährleistungspflicht zu timen – das schafft halt nicht jeder.

Blöd auch, wenn man eigentlich Software-Hersteller ist und nicht mit Verschleißteilen arbeiten kann. So mancher Windows-Nutzer mag hier anführen, sein System werde über die Monate immer langsamer, doch in der Regel reicht eine Neuinstallation – ein Neukauf ist nicht notwendig. Doch wie den Nutzern klarmachen, dass sie schnellstmöglich umsteigen sollen oder gar müssen? Microsoft entschied sich letztens dazu, das eigene Produkt schlecht zu machen: Windows 7 sei ein Auslaufmodell, hieß es da, veraltet, unsicher und teuer im Unterhalt. Man möge doch bitte eher früher als später zu Windows 10 greifen, dem einzig wahren Betriebssystem.

Dabei geht es auch deutlich subtiler, wie Microsoft selbst schon vorgemacht hat. Weil man in Redmond keine Lust mehr auf die eigenen Windows-Smartphones hatte, die ein riesiges Zuschussgeschäft waren, dünnte man die Modellpalette aus und stellte die Entwicklung vieler Dienste und Apps ein – immer schön unter dem Deckmäntelchen, den Business-Fokus zu schärfen. Viele App-Entwickler zogen nach und ignorieren Windows-Smartphones mittlerweile, mit dem Ergebnis, dass viele der ohnehin nicht allzu zahlreichen Nutzer dann irgendwann zu Android wechselten. Sehr clever: An Android verdient Microsoft mit und kassiert Lizenzgebühren für jedes verkaufte Gerät.

Dabei wäre es viel ehrlicher, würden die Hersteller ihre Geräte und Anwendungen nach einiger Zeit melden lassen: »Lieber Kunde, wir brauchen dringend Geld. Daher deaktiviert sich dieses Produkt in drei Tagen selbst. Kauf Dir ein neues oder verlängere die Lebenszeit in unserem Online-Shop.« Die Drucker-Industrie macht das schon seit Jahren in ähnlicher Form sehr erfolgreich.


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