Amazon reagierte entsprechend verschnupft und bezeichnete es als traurigen Präzedenzfall, dass Google gezielt den Kunden eines Konkurrenten den Zugang zu einer öffentlichen Webseite sperre. Dennoch beschwören beide Kontrahenten gleichzeitig in öffentlichen Statements, auf eine baldige Einigung im Streit zu hoffen. Nur hilft das den betroffenen Nutzern wenig, auf deren Rücken der Zwist ausgetragen wird und die nun ab Januar noch mehr darunter leiden werden. Für sie haben die Unternehmen nicht einmal eine zumindest der Höflichkeit geschuldete Entschuldigung übrig. Stattdessen werden sie weiter vertröstet und müssen sich immer neue gegenseitige Anschuldigungen anhören.
Was eine Einigung so schwierig macht, ist vor allem der Umstand, dass es sich bei dem Streit in Teilen um ein klassisches Henne-Ei-Problem handelt. Das betrifft insbesondere die Streaming-Angebote. Solange Amazon Chromecast aussperrt, will auch Google seinerseits dem Konkurrenten keinen wertvollen Video-Content liefern und umgekehrt. Dabei könnte diese Blockade mit ein wenig gutem Willen und beiderseitiger Gesprächsbereitschaft eigentlich schnell ausgeräumt werden. Statt die Kunden mit immer neuen gegenseitigen Aussperrungen zu verärgern und immer neue Pfeile in die Richtung des jeweils anderen abzufeuern, wäre es dafür allerdings essenziell, aufeinander zuzugehen. Dass dies durchaus funktionieren kann, zeigt sich am ähnlich gelagerten Streit zwischen Amazon Apple, der inzwischen beigelegt werden konnte. Ab sofort können auch die Besitzer der Apple TV-Box das Angebot von Prime Video auf ihren Geräten abrufen.
Der erste Schritt dazu müsste von außen betrachtet klar von Amazon kommen und könnte etwa in Form einer Prime-Video-App für Chromecast erfolgen. Denn während Amazon hier gerne lamentiert, der Verkauf von Chromecast sei vor allem deshalb nicht interessant, da darauf kein Prime Video nutzbar ist, hätte man die Lösung dieses Problems ausschließlich selbst in der Hand. Angesichts der schier grenzenlosen Egos der beiden Konzerne ist jedoch zu befürchten, dass sich der Streit auch im neuen Jahr weiter fortsetzen wird – sehr zum Ärger der Kunden, die hier im erbitterten Kampf um weitere Marktanteile von Königen zu bloßen Spielbällen degradiert und so zum Narren gehalten werden.