Verlorene Schätze

Ist Facebook das neue Fundbüro?

11. Mai 2018, 14:00 Uhr | Peter Tischer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Man ist unter Umständen in der Haftung«

Der Juristin zufolge gibt es zudem mehrere Risiken, etwa dass sich ein Betrüger meldet und der Finder letztlich haftet, weil er dem Falschen geglaubt hat. »Wenn das Ding verloren geht, dann ist man unter Umständen in der Haftung«, sagt Mertgen. Bei der Veröffentlichung von Fundsachen dürften zudem keine persönlichen Daten preisgegeben werden. Und: »Was ist, wenn das gefundene Stück mit einer Straftat zu tun hat? Dann ist man unter Umständen in etwas verwickelt, was man nicht möchte.«

Nach den Erfahrungen von Mertgen nimmt die Zahl der Beiträge über gefundene Sachen in sozialen Medien zu. Viele Fundbüros nehmen die Entwicklung wahr, sehen bislang aber keine Gefahr für den eigenen Betrieb. »Soziale Medien sind einerseits eine gewisse Konkurrenz, sie stellen aber auch eine Vereinfachung dar«, sagt der Sprecher der Stadt Göttingen, Dominik Kimyon. »Finder und Eigentümer haben oft nicht die Zeit, Fundsachen ins Fundbüro zu bringen oder auch abzuholen. Via Facebook beispielsweise werden Betroffene meist schneller erreicht.»«Aber: »Grundsätzlich ist diese Entwicklung im Auge zu behalten, insbesondere vor dem Aspekt der Rechte und Pflichten von Findern und Eigentümern.«

Aus Sicht des Leiters des Fundamtes in Bremen können sich soziale Medien und öffentliche Fundbüros ergänzen. »Optimal wäre, wenn der Finder beides machen würde«, sagt Rainer Mildner. Finder sollten den Gegenstand im Fundbüro abgeben und in Netzwerken darauf hinweisen. Aber: Wer etwas finde, müsse sich genau überlegen, was er öffentlich darüber schreibt, sonst bestehe die Gefahr, dass sich Betrüger melden.

Die Digitalisierung sieht Mildner als große Chance. »Online ist das Beste, was es gibt. Das wird super genutzt in Bremen«, erzählt er. Seit dem Jahr 2005 pflegt das Bremer Fundamt eine Online-Datenbank. »Wir beschreiben die Fundsache so detailliert, dass der Eigentümer sie sofort erkennt, lassen aber ein wichtiges Detail weg, das nur der Eigentümer wissen kann«, sagt Mildner und erzählt von Touristen aus Finnland und den USA, die über die Datenbank ihre verlorenen Dinge wieder fanden. »Sie hätten sonst keine Chance gehabt.«


  1. Ist Facebook das neue Fundbüro?
  2. »Man ist unter Umständen in der Haftung«
  3. »Wir brauchen keine Online-Datenbank«

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