Priester müssen sich künftig auch mit Instagram, Youtube und Bloggen auskennen, meint das Erzbistum Köln - und hat deshalb eine Influencer-Ausbildung gestartet. Einige Seminar-Teilnehmer kennen sich schon gut aus. Andere müssen noch viel lernen.
»Was ist ein Shitstorm?«, fragt der Mann im dunklen Jackett. Die Seminarleiterin schaut in die Runde: »Weiß das jemand?« Ja, antwortet ein anderer Teilnehmer, das sei »wenn alle gegen einen schreiben«. Es könnte ein ganz normaler Workshop zu sozialen Netzwerken sein - wären da nicht das große Kruzifix und das barocke Heiligengemälde an der Wand. Schauplatz der Fortbildung ist das Erzbischöfliche Priesterseminar in Köln.
Das größte katholische Bistum in Deutschland lässt hier erstmals 50 junge oder werdende Priester in einem zweitägigen »Smart Camp« schulen. Sie sollen sich mit Instagram, Youtube und Bloggen vertraut machen - und vielleicht sogar selbst zu Influencern entwickeln. Ein ehrgeiziges Projekt, denn unter Influencern versteht man normalerweise jugendliche Idole, die durch ihre enorme Reichweite Lebensstile beeinflussen können. Passt das wirklich zu Priestern?
»Ja«, ist die klare Antwort von Prälat Hans-Josef Radermacher, Chef des Priesterseminars. »In meiner Fantasie ist das eine große Chance. Ich finde das enorm spannend.«
Erste Übungen werden an diesem Mittwoch schon praktiziert: Chukwuma Maduwuba filmt mit dem Handy Francis Xavier Antony, der die Aufgabe hat, die positive Charakterzüge seines Glaubensbruders George Njonge herauszustellen. Henrik Land (25), der im Sommer im Kölner Dom zum Priester geweiht werden soll, findet es »ganz schön cool hier«.