Der IT-Hersteller Oracle nimmt den ehemaligen Sun-Partnern das Wartungsgeschäft weg. Die Anwender will er zwingen, die hauseigene Virtualisierungssoftware einzusetzen. Die Partner sind konsterniert und die Kunden erwägen, den Datenbanklieferanten zu wechseln.
Als der Kostensenker Mark Hurd bei Oracle seinen Job als President angetreten hatte, äußerten sich Partner optimistisch, weil sie ihn für sehr partnerfreundlich hielten. Doch nun gibt es für sie ein böses Erwachen: Ohne vorherige Mitteilung nimmt Oracle den ehemaligen Sun-Partnern das Wartungsgeschäft weg. Bislang waren die Erlöse aus Erneuerungsverträgen für die Hardware-Partner wichtig und lukrativ. Viele Partner fragen sich nun, was Oracle mit dem Hardware-Channel eigentlich vorhat.
Nach Meinung von Judson Althoff, bei Oracle Senior Vice President Worldwide Alliances and Channels and Embedded Sales, erbringen Partner bei Erneuerungsverträgen keinen Mehrwert und ziehen kein zusätzliches Geschäft an Land: »Als wir uns die Erneuerungen angesehen haben, haben wir entschieden, das direkt zu machen. Durch zentrales Management können wir die Quote erhöhen«, rechtfertigte er nachträglich den Schritt. Bei der Software macht Oracle das Wartungsgeschäft traditionell selbst, Partnern bleibt nur der Erstabschluss.
Deutliche Unzufriedenheit mit Oracle äußern derzeit auch die Anwender: Sie kritisieren die Lizenzbedingungen in Virtualisierungs- und Cloud-Szenarien. In solchen Umgebungen begünstigt der Lieferant den eigenen Hypervisor stark. Unternehmen, die Virtualisierungssoftware anderer Hersteller einsetzen, müssen bluten. Auch unter den Oracle-Anwendern ist bei Virtualisierung jedoch VMware mit großem Abstand Marktführer. Einer Umfrage der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (DOAG) zufolge setzen 79,6 Prozent der hiesigen Kunden die Virtualisierungssoftware von VMware ein, die von Oracle hingegen nur 8,6 Prozent, Xen von Citrix erreicht 2,1 und Microsofts Hyper V 0,4 Prozent. Die Marktforscher von Gartner sagen starkes Wachstum bei den installierten virtuellen Maschinen voraus, auf VMware sollen auch in zwei Jahren noch rund zwei Drittel des weltweiten Gesamtmarktes entfallen.