Entgegen den Beteuerungen von Oracles Chief Executive Officer Larry Ellison wollte das Unternehmen nur einen Teil von Sun Microsystems kaufen: den Software-Bereich. Offenkundig veranlassten Angebote von IBM und Hewlett-Packard Oracle dazu, die »Kröte« Sun-Hardware zu schlucken.
Im Zuge der Übernahme von Sun durch Oracle übermitteln beide Firmen Unterlagen im Zusammenhang mit dem Kauf an die amerikanischen Börsenaufsicht (SEC). Diese Dokumente erweisen sich als wahre Fundgrube, was Details der Übernahmeverhandlungen betrifft.
Demnach war Oracle nur an den Kronjuwelen von Sun interessiert, also dem Betriebssystem Solaris, der Datenbanktechnik MySQL und dem Know-how auf dem Gebiet Virtualisierung. Auf letzterem Gebiet hatte sich Sun durch die Übernahme von Virtual Box verstärkt.
Ein Grund dafür, dass Oracle Sun letztlich komplett übernahm, inklusive der in die Jahre gekommenen Sparc-Server-Technologie, waren offenbar Gegenangebote von IBM und einer weiteren IT-Firma für Sun..
In den Unterlagen ist zwar nur die Rede von »Company A« und »Company B«. Bei »A« dürfte es sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit um IBM handeln, bei »Company B« vermutlich um Hewlett-Packard. Oracle geriet dadurch offenkundig in Zugzwang.
Der Grund: Durch einen Kauf von Sun hätten IBM oder HP Zugriff auf Schlüsseltechnologien wie MySQL und Java erhalten. Da viele Software-Produkte von Oracle auf Java aufsetzen, wäre das für das Unternehmen milde ausgedrückt »unangenehm« gewesen.
Vor diesem Hintergrund ist die Zukunft der Sparc-Server von Sun ungewisser denn je. Entgegen der offiziellen Verlautbarungen könnte Oracle sehr wohl diesen Bereich abspalten und verkaufen.
Apropos kaufen: Mit Virtual Iron hat Oracle erneut ein Unternehmen gekauft. Es handelt sich um ein Startup-Unternehmen, das Software für das Virtualisieren von Serversystemen und die Verwaltung solcher Komponenten herstellt. Ähnlich wie Vmware bietet Virtual mit Iron mit »Live Migration« eine Lösung an, mit der sich virtuelle Maschinen zwischen physikalischen Systemen verschieben lassen.
Zudem offeriert die Firma Tools, welche die Performance von VMs verbessern (Virtual Capacity) oder das Wiederherstellen von »gecrashten« Systemen ermöglichen (Virtual Recovery).