Mit der Abschaffung der »Limited Professional User« für ERP-Systeme sorgt SAP bei seinen Bestandskunden für einige Verwirrung und Ärger – sehr zur Freude des Gebrauchtsoftwarehandels, der die Lizenzen weiterhin anbieten kann.
Zum ersten September hat SAP den Nutzertyp »Limited Professional User« (LPU) für seine ERP-Lösungen aus dem Programm genommen. Damit kommt nun ein Problem auf die zahlreichen ERP-Bestandskunden zu, die auch einige LPUs in ihren Software-Assets haben. SAP hat sie in einem Schreiben dazu aufgefordert, den genutzten Funktionsumfang der LPUs genau zu definieren. Hierbei können sich die Unternehmen an den zuletzt 17 verschiedenen Sonderkategorien orientieren. Künftig ist für sie ein Nachkauf weiterer LPUs dann nur noch auf Basis dieser Angaben möglich. Faktisch bedeutet das in den meisten Fällen erhebliche Einschränkungen. Zwar durften LPU-Lizenzen schon bisher nur für solche Nutzer eingesetzt werden, die keine Leitungsfunktion innehaben und die nur gelegentlich Standardvorgänge wie das Anlegen von Aufträgen und Projekten, das Erfassen von Rückmeldungen oder das Freigeben von Bestellanforderungen und Materialbewegungen nutzen. Allerdings blieb es bisher den Unternehmen überlassen, ob und in welcher Art sie die Nutzung der LPUs festlegen wollten. Meist wurden die LPUs daher bislang für entsprechende Mitarbeiter in Bereichen wie Einkauf, Verkauf, Service, Qualitätswesen, Fertigung, Logistik und Lager angeschafft, wo sie relativ flexibel eingesetzt werden konnten. Zudem konnten die Kosten der Lizenzen für solche Gelegenheitsnutzer damit im Vergleich zum 3.200 Euro teuren Professional User in etwa halbiert werden.
Jetzt stehen die Unternehmen vor der großen Frage wann und wie sie die Anforderung von SAP umsetzen sollen. Dabei ist zudem rechtlich fraglich, ob SAP diese nachträgliche Einschränkung der Vertragsbedingungen überhaupt so einfach anordnen kann. Denn bislang hatte es in den Vertragsbedingungen lediglich reichlich undeutlich geheißen, dass Limited Professional User einen eingeschränkten Leistungsumfang nutzen und nur gelegentlich operative Tätigkeiten durchführen sollen. Ein Ausweg aus der Misere könnte damit eine Klage sein, ein weiterer die Möglichkeit, mehrere LPUs mit verschiedenen Nutzungsszenarien festzulegen, so dass sie alle bei Bedarf nachbestellt werden können. Ziel von SAP ist es offensichtlich, die relativ hohe Zahl an LPUs einzuschränken und viele von ihnen durch vollwertige Lizenztypen wie Professional User und Business Expert User zu ersetzen. Nachdem das Unternehmen ursprünglich die Vorgabe gemacht hatte, dass die Anzahl der LPUs in einem Unternehmen maximal 15 Prozent der Professional-Nutzer betragen durfte, war diese Verhältnis 2011 auf den realistischeren Wert von 50 Prozent angehoben worden.
Während sich die Anwenderunternehmen angesichts dieser Problematik in ersten Reaktionen wenig begeistert von der Abschaffung respektive Einschränkung des LPU zeigen, sorgt der zu erwartende Engpass an anderer Stelle für Freude. Einige Gebrauchtsoftwareanbieter haben noch zahlreiche LPUs ohne die Einschränkungen in ihrem Angebot, die damit sehr interessant für die betroffenen Unternehmenskunden sind. Gegenüber CRN beziffert beispielsweise Susensoftware aus Herzogenrath seinen Bestand aktuell auf über 1.000 Limited Professional User.