Zum Auftakt der nächsten Runde des Prozesses von Oracle gegen SAP im kalifornischen Oakland geht es gleich wieder heiß her. Oracle will den Richtern ein Schaulaufen der IT-Größen bis hin zum geschassten HP-Chef Mark Hurd und seinem Nachfolger, Ex-SAP-Chef Léo Apotheker, bieten und fordert bis zu vier Milliarden Dollar.
Kaum steht die nächste Verhandlungsrunde um den seit über drei Jahren laufenden Industriespionageprozess von Oracle gegen SAP an, schon beginnt die große Schlammschlacht der beiden Kontrahenten und ihrer exzentrischen Galionsfiguren Hasso Plattner und Lary Ellison von Neuem. Dabei geben sich vor dem Gericht im kalifornischen Oakland derzeit die IT-Größen regelrecht die Klinke in die Hand. Zu klären ist die Frage, welcher Schaden Oracle durch eine nicht genehmigte Nutzung von Daten und Software durch die von der SAP für 10 Millionen Dollar übernommene TomorrowNow entstanden ist.
So sagte Anfang der Woche bereits der ehemalige Oracle-Präsident Charles Phillips aus, der erst im Herbst die Leitung des ERP-Anbieters Infor übernommen hat. Seiner Ansicht nach hätte Oracle der TomorrowNow damals drei bis vier Milliarden Dollar alleine für von ihr genutzte Softwarelizenzen in Rechnung stellen müssen. Dabei plädierte Phillips auch an die Vernunft der Gegenseite: »Es gibt eine Art Ehre unter den Kriegern hier. Wir liefern uns einen harten Wettbewerb, aber wir nehmen uns nicht gegenseitig die Software weg«.
Obwohl SAP die Verfehlungen selbst bereits zugegeben hat (siehe: SAP übernimmt Verantwortung für Datenklau), wehrt man sich weiter gegen die Anschuldigungen seitens Oracle und hält die ins Spiel gebrachten Summen für völlig utopisch. Das Unternehmen selbst hat für das Verfahren und die dadurch drohenden Kosten bisher lediglich eine Rückstellung von rund 160 Millionen Dollar gebildet. »Oracle hat offensichtlich vor, einen wochenlangen Prozess dafür zu nutzen, seinen Wettbewerbern Schaden zuzufügen«, teilte das SAP seine Befürchtungen im Hinblick auf das aktuelle Verfahren mit.