Der Mittelstand ist das Rückgrat nicht nur für die deutsche Wirtschaft, sondern vor allem für den Fiskus. Milliardenkonzerne wie Apple und Facebook rechnen sich steuerlich arm. Das Gemeinwohl finanzieren andere.
In einem Punkt stellen die bodenständigen Chefs des Mannheimer Systemhauses Cema multinationale Konzerne in den Schatten. Vor Steuern hat Cema 2015 rund 760.000 Euro verdient und davon 281.000 Ertragssteuer abgeführt. Das ist mehr als jene 216.000 Euro, die Internetgigant Facebook dem deutschen Fiskus 2013 zahlte. Deren deutsche GmbH wies 2013 lediglich einen Umsatz von 9,3 Millionen Euro aus. Um Einnahmen aus Online-Werbung handelt es sich hierbei nicht. Denn Facebooks Werbekunden erhalten ihre Rechnung aus dem Konzernsteuer-Paradies Irland, wo das Soziale Netzwerk (Jahresumsatz 2015: fast 18 Milliarden US-Dollar) seine europäischen Umsätze verbucht.
Wer wie Facebook über das Internet nicht physische Güter wie Online-Werbung verkauft, nutzt den Umstand, dass sich europäische Länder im Wettbewerb um die niedrigsten Steuersätze übertreffen. Von einem harmonisierten Binnenmarkt ist Europa weiter entfernt denn je.
Für derlei Verschiebungen hat Cema-Gründer Thomas Steckenborn nichts übrig, außer Verachtung: »Für die Steuertricks der internationalen Konzerne habe ich absolut kein Verständnis«, schimpft er und spricht aus, was viele gestandene Unternehmer in Deutschland denken.
Briefkastenfirmen der Cema auf Panama sucht man demnach vergebens und auch mit einer Wohnsitzverlegung in nahe Steueroasen beschäftigen sich die Vorstände nicht. »Wir zahlen gerne Steuern«, sagt Braun. Er schämt sich nicht einmal dafür, seinen Lebensmittelpunkt nicht - fiskalisch optimiert - in die Schweiz verlegt zu haben. Das wäre für einen in Deutschland operativ tätigen Geschäftsführer durchaus schwierig.
Fairerweise muss man zu Steckenborns Rüge der Steuertrickserei anmerken, dass auch Multis wie Facebook oder Apple, Weltmarktführer auch im globalen Steuervermeidungsbusiness, nicht ohne Angestellte auskommen und somit auch Abgaben an nationale Sozialkassen abführen müssen. Facebook Germany überwies 2013 rund 400.000 Euro Arbeitgeberanteil an deutsche Sozialkassen. Bei den beiden GmbHs von Apple waren das einschließlich betrieblicher Altersvorsorge immerhin 13,4 Millionen Euro.