Steuerparadiese für Konzerne

Systemhaus Cema zahlt mehr Steuern als Facebook

27. Juli 2016, 13:40 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Verschiebebahnhof GmbHs

Bei der Abgabenlast hat das Systemhaus Cema mit rund 210 Angestellten den Internetgiganten Facebook bereits überholt. Sollten die Mannheimer ihr ehrgeiziges Wachstum in den kommenden Jahren fortschreiben, könnten sie immerhin bei der Steuerlast zu einer der Apple-GmbHs in Deutschland wenigstens aufschließen. Denn »arm« rechnet sich Apple nämlich bei seinen Ladengeschäften hierzulande. Für die in der Apple Retail Germany zusammengefassten 14 Läden weist die GmbH von Oktober 2014 bis Ende September 2015 Verkaufserlöse von 425,5 Millionen Euro aus. Nach Abzug des größten Postens, Wareneinsatz sowie Personal- und sonstige Kosten verblieb ein Gewinn von 11,1 Millionen Euro, wovon 1,45 Millionen Euro als Ertragssteuer an den deutschen Fiskus gingen, nach 811.000 Euro im Jahr zuvor.

Nicht ganz so erfolgreich kann dagegen die Servicefirma Apple GmbH ihre Steuerbelastung drücken. Sie erzielt »Umsatzerlöse im Wesentlichen durch Dienstleistungen an andere verbundene Unternehmen innerhalb des Apple Konzerns«, heißt es im Geschäftsbericht für 2014/2015. Nicht ohne den Zusatz, dass dafür »marktgerechte Preise« verlangt würden. Für hauptsächlich Marketing sowie Daten- und Netzwerkdienste, die diese GmbH für die Apple-Stores erbringt, standen Umsätze von 112,2 Millionen Euro in den Büchern, davon zahlte die Apple GmbH immerhin 12,6 Millionen Euro Ertragssteuern an den deutschen Fiskus. Beide Apple-Gesellschaften überwiesen den deutschen Sozialkassen zusammen 13,4 Millionen Euro Arbeitgeberanteile.

Angesichts weltweiter Milliarden-Einnahmen der Multis, die Deutschland zu ihrem wichtigsten und größten europäischen Markt zählen, kann man die Steuerabgaben aber durchaus bescheiden nennen.

Immerhin wächst der Druck auf Multis, die blendende Geschäfte in Deutschland machen, aber kaum als Riesen auffallen, wenn es darum geht, zum Steuersubstrat und damit zur finanziellen Grundlage des Gemeinwohls beizutragen. So änderte Amazon im vergangenen Jahr seine Steuerstrategie. Noch 2013 hatte der Online-Riese in Deutschland mehr als zwölf Milliarden Euro umgesetzt, die Erlöse aber über eine Tochtergesellschaft in Luxemburg verbucht – und dank dort gut ausgehandelter Konditionen nahezu keine Steuern gezahlt.

Insgesamt 17 zu Amazon gehörende GmbHs sind in Deutschland eingetragen. Seit 2015 werden nun auch die deutschen Umsätze aus dem Produkthandel hierzulande verbucht. Ob das dem Fiskus hohe Einnahmen beschert, ist aber alles andere als sicher. Seine Gewinne reinvestiert Amazon meist sofort wieder ins eigene Geschäft, so dass unter dem Strich kaum Überschlüsse anfallen. Das freilich ist nicht nur legitim, sondern legal.

Bis die Multis auch Gewinne schreiben, muss sich der Fiskus derweil an deutschen Mittelständlern wie der Cema schadlos halten. Allzu sehr dort zu kompensieren, weil es woanders nichts zu holen gibt, sollte die Staatskasse aber nicht. »Man muss sich um den Gesundheitszustand der Kuh schon sorgen, die man melken will«, hatte einst Dieter Kempf gesagt. Und das nicht ohne Fachkenntnis. Denn der ehemalige Chef des IT-Dienstleister Datev konnte sich stets aus erster Hand informieren, wo mittelständischen Unternehmern der Schuh drückt. Datev zählt Tausende von Steuerberatern zu seinen Kunden.


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