Getrennt, aber nicht verkauft und unter bewährtem Management: HP-Chefin Meg Whitman stößt mit ihrem Plan zur Konzernspaltung überraschend auf wenig Kritik im Channel.
Erstaunlich gelassen reagiert der HP-Channel auf die Pläne, den Konzern in zwei gleich große, separate Unternehmen zu teilen und die Infrastruktur-Sparte (Hewlett-Packard Enterprise) abzutrennen vom PC- und Drucker-Geschäft (HP Inc.). Von einem Schock wie damals vor drei Jahren, als Ex-CEO Léo Apotheker ein ähnliches Szenario angedeutet hatte, kann dieses Mal keine Rede sein. Im Gegenteil: HP erfährt im US-Channel und hierzulande bei den Partnern sogar weitgehend Zustimmung zu den Trennungsplänen von HP-Chefin Meg Whitman. Wohl auch deshalb, weil beide Konzernteile eigenständig geführt werden, HP Inc. (vorerst) nicht von einem Wettbewerber geschluckt wird und Whitman die Enterprise-Sparte durch eine große Akquisition oder mehrere kleinere Übernahmen verstärken und wettbewerbsfähiger machen will. Analysten sprechen von einer Transaktionssumme zwischen sechs und zehn Milliarden Dollar, die HP zur technologischen Stärkung seiner Enterprise-Sparte ausgeben will.
Am Mittwoch vergangener Woche war die neue Konstellation das beherrschende Thema auf einem Channel-Round-Table von HP in München. Tom Beyer, Sales Direktor Channel für den Bereich Enterprise hatte für die rund 30 anwesenden HP-Partner ein passendes Bild parat. »Wir machen aus einem Tanker zwei Schnellboote«, sagte Beyer, der seit rund zwei Dekaden zur Führungsmannschaft des Supertankers HP gehört. Ins Detail konnte der Channel-Manager freilich nicht gehen, denn die eigentliche Arbeit fängt erst jetzt an.
Whitman hat die alles andere als leichte Aufteilung in zwei Konzerne von langer Hand geplant. In der deutschen Landesorganisation dürften nur wenige Eingeweihte davon Kenntnis gehabt haben. Für den Schritt gab es allerdings Indizien, die dem deutschen Channel nicht entgangen sind. »Wir haben beobachtet, dass es in vergangenen Zeit auf EMEA-Ebene auffällig viele personelle Wechsel von der PPS-Unit (PC und Drucker) in die Enterprise-Sparte gab«, sagte ein Broadline-Manager gegenüber CRN. Auffälligste Personalie ist der geräuschlose Wechsel von Frank Obermeier von der europäischen PPS-Organisation in den Channel Sales der weltweiten Enterprise Group, den der HP-Überflieger seit Jahresbeginn als Vice President unter der Gesamtleitung von Sue Barsamian führt. Das Personalkarussell wird sich wohl noch weiter drehen, bis die endgültigen Mannschaften der zwei HP-Unternehmen stehen, die nach mit Erlösen von 58 Milliarden, beziehungsweise 57 Milliarden US-Dollar nach wie vor riesengroß sind.