Wer sich in den letzten Tagen durch die Kommentare im Kontext der Facebook-Affäre liest, stellt fest, dass viele Nutzer mittlerweile gar nicht mehr davon ausgehen, dass ihre Daten bei den Betreibern sozialer Netzwerke in Sicherheit sind. Es wirkt fast so, als hätte sich der Großteil der Nutzer damit abgefunden, dass die Spielregeln eben von den Unternehmen diktiert werden. Was wir also im normalen Geschäftsalltag als Unding betrachten würden, einem nicht vertrauenswürdigen Konzern unsere Daten mitzuteilen, ist bei sozialen Netzwerken oder Apps für Health, Education und anderen Themen mittlerweile Standard. Dabei handelt es sich oft um hochsensible Daten die von gemessenen Körperfunktionen, Erkrankungen, sexuellen Vorlieben bis zur Bewegungsprofilen, Standortdaten oder Bezahldaten reichen. Über die Folgen, die auf Betroffene zukommen, wenn diese Daten missbraucht oder veröffentlicht werden, machen sich die Wenigsten Gedanken. Doch diese stillschweigende Akzeptanz führt zu einer quasi autoritären Ermächtigung der Großkonzerne. Denn genauso, wie der protestierende Bürger für den Lebenserhalt einer pluralistischen Demokratie notwendig ist, so braucht auch jeder polypolistische Markt den kritischen Nachfrager. Denn erst durch den Mangel an Wettbewerbssicherung und durch Desinteresse der Marktteilnehmer können Unternehmen ihre marktbeherrschende Stellung missbrauchen.
Doch jedes Herrschaftsverhältnis beruht auch immer auf der Anerkennung bestehender Verhältnisse. So hat etwa der Sozialwissenschaftler Max Weber Anfang des 20. Jahrhunderts Herrschaft als Chance definiert, für die eigene Position bei anderen »Personen Gehorsam zu finden«. Unternehmen wie Facebook können es sich also genau so lange leisten, mit den Daten ihrer Nutzer nach eigenem Gutdünken umzugehen, wie die Nutzer dieses Verhalten anerkennen. Deshalb ist öffentlicher Protest gegen dieses Verhalten so wichtig. Ein Protest, der sich eben nicht allein von den Rändern der Gesellschaft und populistischen Strömungen speisen darf, sondern der aus der Mitte der Gesellschaft kommen muss. Und das ist nicht mit einem hippen Tweet à la #Aufschrei oder #Empörteuch getan, sondern mit echtem Protest.