Verbraucherschützer kritisieren neues Windows

Windows 10 ist »private Abhöranlage«

11. August 2015, 9:05 Uhr | Peter Tischer
© Microsoft

Im Gegensatz zum Vorgänger hat Microsoft bei Windows 10 vieles richtig gemacht. Doch die Datensammelei der neuen Windows-Version stößt bei Verbraucherschützern auf massive Kritik.

Mit seinem neuen Betriebssystem Windows 10 hat Microsoft die Scharte mit der verkorksten Vorgängerversion wieder ausgewetzt. Die Experten sind sich einig: Bei der Nutzeroberfläche haben die Redmonder deutliche Fortschritte gemacht. Nur die Verbraucherschützer wollen nicht mit in die Lobeshymnen einfallen, im Gegenteil. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bezeichnet Windows 10 als »private Abhöranlage« und spricht von »Überwachung bis zum letzten Klick«. Nutzer der Windows-Versionen 7 und 8 würden die Software zwar kostenlos erhalten, alle Anwender bezahlten aber zusätzlich durch die Preisgabe ihrer Daten.

Denn wer die Datenschutzbestimmungen der neuen Windows-Version akzeptiert, willigt nicht nur in die Auswertung des Namens, der Postadresse, des Alters, des Geschlechts und der Telefonnummer ein, sondern zum Beispiel auch des jeweiligen Standorts, der aufgerufenen Website-Adressen, der eingegebenen Suchbegriffe, der Kontakte zu anderen Personen sowie der eingekauften Artikel. Windows 10 verpasst dem jeweiligen Rechner sogar eine eindeutige Identifikationsnummer zur Verwendung durch App-Entwickler und Werbenetzwerke.

»Nutzer digitaler Geräte werden immer mehr selbst zu einer Ware, die vermarktet wird«, erklärt Christian Gollner, Rechtsreferent der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Aus den Nutzerdaten können zum Beispiel Gewohnheiten, Bedürfnisse und die Kaufkraft abgelesen werden. So lassen sich Angebote und Werbung präzise auf die Interessen der Verbraucher zuschneiden. Gleichzeitig können die Daten an Dritte weitergegeben werden, wenn eine entsprechende Einwilligung vorliegt. »Nicht nur Werbung, sondern auch Vertragskonditionen, Preise und Rabatte können grundsätzlich an die Konsum- und Verhaltensprofile angepasst werden«, so Gollner. »In der Folge werden Verbraucher am Markt ungleich behandelt, was die Suche nach günstigen und geeigneten Angeboten erschweren kann.«

Wer die Datensammelei von Windows 10 nicht wünscht, kann allerdings auch seine Datenschutzeinstellungen entsprechend anpassen. Auch ein eigenes Microsoft-Konto ist nicht zwingend erforderlich, wird jedoch für einige der neuen Windows-Funktionen vorausgesetzt.


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