Whistleblower klagt an

Wurde beim Brexit mit Facebook-Daten manipuliert?

26. März 2018, 14:56 Uhr | Jona van Laak
Wolken über Big Ben (Foto: Horvath Botond - Fotolia)

Der Brexit wurde gekauft und durch Targeting manipuliert – das ist die Ansicht des Whistleblowers Wylie, der den Facebook-Datenskandal ins Rollen gebracht hat. Britische Behörden prüfen derzeit den Fall.

Im Gespräch mit dem Spiegel und weiteren europäischen Zeitungen erklärte Christopher Wylie, der nach eigenen Angaben als Datenanalyst für Cambridge Analytica tätig gewesen ist, dass das knappe Votum der Briten für einen Austritt aus der EU mithilfe schwarzer Konten und Meinungsmanipulationen erreicht worden sei. Wylie hatte zusammen mit dem Observer die Datensammelpraktiken von Facebook und den Datenmissbrauch durch Cambridge Analytica aufgedeckt.

Wie der Observer berichtet, war Wylie an der Gründung des kanadischen Datenanalyse-Unternehmen AggregateIQ (AIQ) beteiligt, dass sich stark an der »Vote Leave«-Kampagne von Boris Johnson beteiligte. Das Unternehmen sei nichts weiter als eine Abteilung von Cambridge Analytica gewesen, gab Wylie an, man habe sogar dieselben digitalen Werkzeuge genutzt. Auf der AIQ-Webseite wird dies heftig dementiert: AIQ behauptet, die Firma sei nie ein Teil von Cambridge Analytica gewesen. »Chris Wylie has never been employed by AggregateIQ.«

Nach Angaben von Wylie, der der britischen Wahlkommission am vergangenen Donnerstag Daten übergab, die die Verstrickung von AIQ im britischen Wahlkampf zeigen, investierte die Brexit-Kampagne von Johnson 40 Prozent ihres Budgets in die Tätigkeit von AIQ. Dessen Tätigkeit bestand darin, aus unzähligen Daten Persönlichkeitsprofile von Menschen zu erstellen, deren Vorlieben und Schwächen zu ergründen, um sie anschließend in sozialen Netzwerken psychologisch zu beeinflussen. Dieses als Targeting bekannte Vorgehen führe die Menschen »in einen Tunnel voller Fake News«, so Wylie.

Der »Vote Leave«-Kampagne wird zudem vorgeworfen, die Wahlkampfausgaben deutlich überschritten zu haben. So sollen Gelder als Spende über Umwege zu AIQ transferiert worden sein, weil die Obergrenze von sieben Millionen Pfund bereits erreicht war. Johnson selbst dementierte alle Anschuldigungen als »durch und durch lächerlich«.


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