Die „Federation“ ist ein neues Vernetzungskonzept für Unternehmen. Es hat das Potenzial die Kommunikation zwischen Unternehmen so nachhaltig zu verändern wie einst die Einführung der E-Mail.
funkschau: Herr Lösch, was genau haben sich unsere Leser unter der so genannten Federation vorzustellen und was bringt das Thema für die Kommunikation im Unternehmen?
Christoph Lösch: Die Federation bietet die technische Grundlage, dass Mitarbeiter von Unternehmen, ähnlich wie bei sozialen Netzwerken miteinander kommunizieren und Informationen austauschen können. Die Hoheit über das dafür genutzte System liegt allerdings beim Unternehmen und nicht bei einem externen Service-Anbieter. Das Unternehmen und dessen Mitarbeiter profitieren im ersten Schritt davon, dass sie Präsenz-Informationen und Instant-Messaging-Nachrichten „offiziell“ und mit „firmeneigener“ SIP-Adresse mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern auszutauschen können. Das ist wichtig, weil davon auszugehen ist, dass sich in Zukunft auch für die SIP-basierte Kommunikation „selbsterklärende“ Adressen (hans.mustermann@firma.de) durchsetzen werden, wie dies für E-Mail im Unternehmensumfeld ganz selbstverständlich ist.
funkschau: Profitieren von diesem Ansatz in erster Linie große oder werden auch kleine und mittlere Unternehmen adressiert?
Lösch: Die Federation wird bis dato fast ausschließlich von global agierenden Konzernen und sehr großen Firmen und Institutionen genutzt, weil die zugrunde liegende Technik nur von wenigen Herstellern und speziell für die Anforderungen dieses Kundensegments angeboten wird. Mit unserer Lösung „ProCall Enterprise“ versetzen wir auch kleine und mittelständische Unternehmen in die Lage, sich mittels Federation zu vernetzen. Das macht einerseits Sinn, weil kleine und mittlere Unternehmen ja auch in Beziehung zu großen Firmen stehen. Andererseits profitieren kleine und mittlere Unternehmen auch entscheidend durch die Vernetzung untereinander: für die Kommunikation mit Kunden, Partner und Lieferanten können modernste und effizienzsteigernde Medien in einem vertrauenswürdigen Rahmen genutzt werden. Mit der zur CeBIT vorgestellten Version 4 können sich Unternehmen mit Organisationen vernetzen, die auch Procall-Enterprise oder die Microsoft-UC-Lösungen – Office-Communications-Server oder Lync-Server – einsetzen. Die Interoperabilität zu weiteren Systemen ist geplant und erfolgt sukzessive mit deren Markteinführung.
funkschau: Müssen im Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, um Federation zu nutzen?
Lösch: Ja, organisatorisch muss sich das Unternehmen grundsätzlich dem Thema „soziale“ Netzwerke stellen und Vereinbarungen zum Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln treffen. Technisch gesehen sind die Voraussetzungen moderat. Die Federation-Funktionen in Procall-Enterprise bauen auf offene Standards wie SIP/SIMPLE (Session Initiation Protocol for Instant Messaging and Presence Leveraging Extensions) auf und verwenden sichere Internetprotokolle wie TLS (Transport Layer Security). Dazu werden bewährte Internetdienste wie DNS (Domain Name Services) genutzt. Daraus ergeben sich ähnliche Anforderungen an die Infrastruktur wie sie für die Einführung von E-Mail-Sys-temen relevant sind. Um den Einstieg oder einen Test der Funktionen wirklich einfach zu machen, stellen wir für die Einführung noch einen wirklich einzigartigen Internetdienst bereit, den „Hosted Federation Service“. Dieser stellt registrierten Unternehmen eine erste Möglichkeit der Vernetzung mit anderen bereit, ohne dass so genannte Zertifikate benötigt werden.
funkschau: Und wie schaut es generell mit dem Thema Sicherheit aus?
Lösch: Bei der Federation hat das Unternehmen die Möglichkeit festzulegen, mit welchen anderen Unternehmen und Institutionen es sich grundsätzlich vernetzen möchte und kann auch Organisationenbewusst ausschließen. Dazu ist eine Verschlüsselung der Kommunikation mittels TLS oder MTLS (Multiplexed TLS) möglich. Das sind entscheidende, sicherheitsrelevante Vorteile gegenüber Anwendungen, wie zum Beispiel Facebook, die sich vorrangig an Privatpersonen richten und die in einer Grauzone im Unternehmen vielleicht bislang toleriert wurden, weil keine Alternativen vorhanden waren.
funkschau: Estos stellte auf der CeBIT die Version 4.0 von Procall-Enterprise vor. Was ist neu und innovativ an der Lösung?
Lösch: Die wichtigste Innovation in Procall-4.0-Enterprise ist die beschriebene Federation-Funktion. Sie ist im Segment der Unified-Communications-Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen bislang einzigartig. Natürlich haben wir unsere Software auch in anderen Bereichen entscheidend weiterentwickelt. Hier nur ein paar Beispiele: Verbesserte Geschäftsprozessintegration durch individuelle Anpassung von Suchmasken und -Ergebnissen, neue Schnittstellen zur besseren Verschränkung mit Cloud-basierten Diensten und SaaS-Anwendungen – hier haben wir auf der CeBIT zum Beispiel die Integration mit der Openscape-Web-Collaboration-Plattform gezeigt. Dazu haben wir uns ausführlich dem Thema Mobilität gewidmet und zeigen Anwendungen für I-Phone,I-Pad und Android. Und wir haben die grafischen Benutzeroberflächen komplett überarbeitet, damit diese mit Microsoft-Office-2010 und Windows-7 perfekt harmonieren. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass die Version 4.0 bereits die Kriterien „Works with Windows 2008R2“ von Microsoft erfüllt und im Rahmen des Citrix-Ready-Programms für „Citrix XenApp“ zertifiziert worden ist.