Tipp 6: Bewertung der Anbieter beziehungsweise Angebote
Wer die unterschiedlichen Marktangebote der etablierten Anbieter (Cisco-Application-Centric-Infrastructure, Vmware-NSX, HP-Virtual-Application-Networks, Juniper's Contrail, etc.) und der Start-up-Firmen beurteilen will, muss deren Vor- und Nachteile kennen. In diesem Bereich tummeln sich eine Vielzahl unterschiedlicher Konzepte: physische/virtuelle Komponenten, Netzwerkvirtualisierung, Overlays, Openflow und Flow-Management. Da sich diese Konzepte oft nur im Detail unterscheiden, müssen die Details bei der Produktauswahl und bei der Umsetzung in der Praxis berücksichtigt werden.
Tipp 7: Open-Source- versus Fertiglösungen
Was für Google und Facebook richtig ist, muss für meine Firma nicht falsch sein! Wird SDN mit virtuellen Systemen und virtuellem Storage kombiniert ermöglicht eine SDN-Architektur eine bedarfsgerechte Ressourcenallokation. Die Hersteller Google, Amazon oder Facebook haben gezeigt, dass auf Basis einer individuellen SDN-Software-Architektur ein auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenes verteiltes Kommunikationssystem entwickelt werden kann. Für viele Unternehmensnetze ist jedoch eine vollständige SDN-Implementation auf handelsüblichen Geräten zu kompliziert. Diesen Unternehmen sei der Blick auf die Open-Source-Software-Lösungen empfohlen. Beispielsweise stellt das Open-Daylight-Projekt ein Open-Source-SDN-Paket zur Verfügung, welches auf den Codes mehrerer etablierter Anbieter basiert. Aber auch Open-Source-SDN-Projekte können die Support- und Entwicklungsmöglichkeiten eines Unternehmens sprengen. In solchen Fällen bleibt nur der Griff zu den Fertiglösungen der jeweiligen Hersteller. Aber auch die für die Komplettlösungen der Hersteller stehen SDN-Developer-Kits zum Erstellen, zum Test und zur Validierung von SDN-Anwendungen zur Verfügung.
Tipp 8: Festlegung der benötigten Controller-Funktionen
Ein SDN-Controller ist eine Applikation, der den oder die Datenflüsse verwaltet. Der SDN-Controller ist somit eine Art Betriebssystem für das Netzwerk. Er entzieht der Netzwerk-Hardware die Kontrolle und realisiert diese mithilfe von Software. Es gibt inzwischen eine Reihe von Anforderungslisten für SDN-Controller, welche sich im Wesentlichen mit der Leistung, der Kapazität, der Topologie, der Leistungsfähigkeit und der Funktionalität detailliert auseinandersetzen. Es geht bei der Entscheidung, der benötigten Controller-Funktionen weniger um das akribische Abarbeiten einer Feature-/Funktionsliste, sondern das Unternehmen muss wissen beziehungsweise ermitteln, welche der SDN-Möglichkeiten im eigenen Netzwerk umgesetzt werden sollen. Die Moral der aktuellen SDN-Geschichte lautet: Ohne eine sorgfältige Analyse der Anforderungen an das zukünftige Netz und einer anschließenden Bewertung der angebotenen SDN-Produkte hat man keine Chance die richtige Kaufentscheidung zu treffen.
Tipp 9: Auswirkungen auf das bestehende Netzwerk
Eine Migration auf SDN ist nicht zwangsläufig notwendig. Verfügt ein Unternehmen über ein größeres Datenzentrum und beschäftigt sich mit Virtualisierung und/oder Private-Cloud-Technologie, ist es sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren irgendeine Form von SDN genutzt wird. Alle anderen Unternehmen werden wahrscheinlich keinen Grund finden, in ihren Netzwerken die SDN-Technologien einzusetzen. Dies gilt somit besonders für kleine und mittelständische Unternehmen. Aber auch diejenigen Unternehmen, die beim ersten Blick auf SDN wie SDN-Kandidaten aussehen, können bei genauerer Analyse feststellen, dass SDN keine überzeugenden Vorteile bietet. Fast alle Funktionen, die SDN bereitstellt, lassen sich auch mit der etablierten (und bereits vorhandenen Technologie) realisieren.
Tipp 10: Lernen aus Erfahrung
Man findet keine seriöse Umfrage, in der SDN-Anwender mit mehr als einem Jahr Erfahrung zu Wort kommen. Auch die länger bestehenden SDN-Pilotprojekte mussten durch mehrere signifikante Veränderungen gehen und sucht man erfahrene SDN-Spezialisten, dann sind diese so selten wie erfahrene Astronauten. Eigentlich trifft man die SDN-Spezialisten bisher nur auf Spezialveranstaltungen zum SDN-Thema. Die meisten SDN-Gurus, die man dort trifft, arbeiten in der Regel bei Service-Providern, IT-Riesen oder ähnlichen Unternehmen. Dies bedeutet, dass man bei der Entscheidung für ein SDN-Produkt nicht um einen gründlichen Pilotversuch herum.
Fazit
SDN ist sicherlich eine wichtige Technologie für die Zukunft. Kurzfristig bietet SDN keine wirklich Lösung an, die die Probleme besser löst als die bereits installierten Technologien. Erst wenn die Anwendungen SDN-aware werden, kann der volle Nutzen von SDN erschlossen werden.