Welche optionalen Messungen sinnvoll sind

Abnahmemessungen an Kupfer-Datenstrecken

11. Mai 2022, 7:00 Uhr | Alfred Huber/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Berechnet

Aus diesen normativen Parametern lassen sich Bestanden/Nicht-Bestanden-Werte ableiten, also aus den Basismesswerten errechnen. Dazu gehören zum einen Größen, die aus Aufsummierungen von Übersprecheffekten entstehen oder auch Werte, die das Leistungsverhältnis zwischen Nutzsignalen und Störsignalen errechnen wie auch davon abgeleitete Aufsummierungen.

Zu den Aufsummierungen von Störleistungen zählt etwa die „Leistungssummierte Nahnebensprechdämpfung“, kurz PS-NEXT. Das „PS“ steht für das englische „Power Sum“, technisch übersetzt: „Summe der Störleistungen“. Die Parameter der Nutz-/Störsignal-Auswertung heißen Dämpfungs-Nahnebensprechdämpfungs-Verhältnis (ACR-N/Attenuation-Crosstalk-Ratio at Near End) und Dämpfungs-Fernnebensprechdämpfungs-Verhältnis (ACR-F/Attenuation-Crosstalk-Ratio at Far End). Dazu gibt es noch die jeweils abgeleiteten Aufsummierungen (PS-ACR-N und PS-ACR-F).

Ein weiterer wichtiger berechneter Parameter ist der Laufzeitunterschied der Signale zwischen den jeweiligen Aderpaaren. Dieser geht aus den zuvor gemessenen einzelnen Laufzeitwerten der vier Aderpaare mathematisch über eine durch den Standard vorgegebene Formel hervor. Besonders bei längeren ungeschirmten Strecken mit großen Verdrillungsunterschieden der einzelnen Paare zueinander wirkt sich dieser Parameter längenbegrenzend aus.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
Das Messgerät leistet Hilfestellung durch eine Grenzwertkurvenanalyse.
Bild 2. Das Messgerät leistet Hilfestellung durch eine Grenzwertkurvenanalyse.
© Softing IT Networks

Informativ

Messparameter, die in diese Rubrik fallen, dienen generell nicht zur Bestimmung der Bestanden/Nicht-Bestanden-Aussage. Wie die Bezeichnung „informativ“ schon sagt, liefern diese Parameter zusätzliche Aussagen zu elektrischen Größen, die allerdings nicht entscheidend für den Betrieb der Datenstrecke sind.

Derzeitig einziger informativer Messparameter ist die Ermittlung der Länge einer Datenstrecke. Die tatsächliche Länge einer verlegten Datenstrecke ist zwar ein entscheidendes Bestanden/Nicht-Bestanden-Kriterium, allerdings ist dabei weniger der absolute Längenwert entscheidend. Vielmehr geht es um die mit der Länge steigende Einfügedämpfung und die wachsende Laufzeitdifferenz der Signale zwischen den unterschiedlich verseilten und somit unterschiedlich langen Aderpaaren. Da diese beiden Parameter normative sind, wird eine zu lange Strecke die Messung über mindestens einen der beiden zu Fall bringen.

Da jedoch viele Installateure Abrechnungen über die verlegten Kabellängen anhand der Messwerte erstellen, hat der Längen-Parameter durchaus seine Daseinsberechtigung. Außerdem erlaubt er einem Techniker, auffällige Diskrepanzen zwischen der Länge eines Kabels und seinen Dämpfungswerten zu erkennen, die etwa auf einem zu klein gewählten Kabeldurchmesser beruhen könnten. Man ermittelt den Längenwert der Datenstrecke über eine mathematische Formel. Dazu werden die Messwerte der Signallaufzeit der einzelnen Aderpaare mit dem Verkürzungsfaktor des verbauten Kabels verrechnet und somit die Längenwerte der einzelnen Aderpaare berechnet.

Dieser Verkürzungsfaktor, meist nur als NVP-Wert (Nominal Velocity of Propagation) oder nominale Ausbreitungsgeschwindigkeit bezeichnet, ist eine Materialgröße des jeweils verbauten Kabels und bezieht sich auf die Signalausbreitungsgeschwindigkeit relativ zur Lichtgeschwindigkeit. Er geht direkt proportional in die Berechnung der Länge ein. Das Aderpaar mit dem kleinsten Längenwert muss dabei laut Norm zur Aufmaßermittlung und als Längenwert für die Strecke dienen.

Allerdings können auch normative Parameter unter besonderen Umständen zu informativen werden. Die prominentesten Beispiele dafür sind die Messung der Nahnebensprechdämpfung (NEXT) und der Rückflussdämpfung einer Datenstrecke. Der Mechanismus, der dahintersteckt, sind Korrekturformeln, die im Standard einige Besonderheiten in der Hochfrequenz-Charakteristik abfangen, die beim Messen im Feld zu Nicht-Bestanden-Aussagen führen würden, wobei allerdings dennoch ein Betrieb des aktiven Protokolls möglich ist.

Um dies messtechnisch sauber abzubilden, setzt man die Bewertung der Messergebnisse beider Parameter in Relation mit den zuvor ermittelten Werten für die Einfügedämpfung der Strecke. Dabei gelten nun alle Messwerte bei Frequenzen, bei denen die Einfügedämpfung kleiner als 3 dB für Rückflussdämpfung und kleiner als 4 dB für NEXT sind, als nur informative Größen. Dies passiert nur im unteren Abschnitt des Frequenzspektrums, allerdings variabel mit der Einfügedämpfung gekoppelt. Dieses Korrekturfenster ist auch anhand der grünen Farbe der Grenzwertkurve bereits auf dem Bildschirm des Messgerätes zu erkennen, oder auch am „i“ in der Auswertungsliste.


  1. Abnahmemessungen an Kupfer-Datenstrecken
  2. Berechnet
  3. Optional

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu PSIBER DATA GMBH

Weitere Artikel zu Kupfer-Kabel

Weitere Artikel zu Messtechnik

Weitere Artikel zu Packettrap

Matchmaker+