Die Zukunft der strukturierten Verkabelung

Auf neuen Wegen

29. Oktober 2021, 7:00 Uhr | Rainer Schmidt/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Automotive

Anders bei Anwendern in der Automobilbranche, der Bahn und im gesamten Automatisierungsumfeld: Dort ist der Innovationsdruck ungleich höher. Autonomes Fahren, unkomplizierte Kommunikation zwischen Zug und Bahnhöfen oder die Umsetzung von Industrie 4.0 verlangen die durchgängige Implementierung von Ethernet bis in die Sensor-/Aktorebene hinein.

Um die zusätzlichen Anforderungen zu beachten, werden die Standards stetig weiterentwickelt und über neue Ausgaben (Issue) und Anhänge (Amendment) aktualisiert. Zusätzlich greift man wichtige Themen in TRs (Technical Reports) auf. TRs sind informativ (nicht normativ), gelten jedoch als eine Art „Vorabstandard“ und gehen später in bestehenden Standards auf (siehe TR 9906 in ISO/IEC 11801-3: 2021). TRs geben wertvolle Hinweise zu aktuellen Fragen der Datennetzwerkverkabelung. Ein weiteres Mittel, die strukturierte Verkabelung in neue Anwendungen zu tragen, ist die bessere Vernetzung der Standarddokumente untereinander. Dies geschieht üblicherweise mittels Referenzen. Weite Teile der ISO/IEC 11801-3 (Industrie) will man in den Installationsstandard für die Industrie IEC 61918 übernehmen. Dies verhindert Mehrarbeit in den Gremien und erhöht natürlich die Konformität der Standards. Der Anwender findet die strukturierte Verkabelung in „seinen“ Standards wieder.

Was hat der durchschnittliche Nutzer von diesem Vorgehen? Er gewinnt eine größere Zahl von Optionen dazu, seine Verkabelung individuell passend zu gestalten. Das Prinzip der Vorverkabelung im Gebäude verschiebt sich im Auto oder in der Maschine in Richtung einer Engineered-Verkabelungslösung, macht dort also den Einsatz standardisierter Komponenten und einmal festgelegter Kabelgarnituren (konfektionierte Leitungen) möglich. Dies senkt den Planungsaufwand und reduziert die Kosten von Verkabelungskomponenten und Garnituren durch Serienfertigung. Und einzelne Garnituren oder ganze Verkabelungen sind übertragungstechnisch überprüfbar zu messen – ein wichtiger Qualitätsgarant.

Auch Anwender in der Gebäudeverkabelung oder im Rechenzentrum profitieren. Das komplexe Thema der Zonenverkabelung – oft in der Decke installiert und mit Unterverteilern (Consolidation Points) versehen – ist erläutert in TR 9907 und TR 9910 und eröffnet Alternativen in der Verkabelung. Dazu gehören etwa der Einsatz feldkonfektionierbarer RJ45-Stecker, überlange Patch-Kabel oder die Nutzung von Kopplern (Bulk Heads) einschließlich ihrer Überprüfung mit Feldmessgeräten nach der Installation.

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© Harting/SPE Industrial Partner Network

Ausblick

Wie geht es mit der strukturierten Verkabelung weiter? Viele Themen, die deren Zukunft bestimmen, sind bereits adressiert. Natürlich gilt es jedoch auch weiter, spannende Fragen zu beantworten: Viel wird sich um die Themen der Fernspeisung bewegen. PoE oder PoDL bei SPE haben das Potenzial, externe Netzteile oder umständlich zu handhabende Akkus zu ersetzen.

Um Kabelerwärmung und Verschleiß an Steckkontakten zu minimieren, ist eine stetige Weiterentwicklung der Verkabelungsstandards erforderlich. Die Definition von Glasfaser-Übertragungsklassen – ähnlich wie bei Kupfer seit langer Zeit üblich – würde die Anwendung von LWL in der Verkabelung wesentlich vereinfachen. Aber auch neue Komponenten wie der T1-Stecker für SPE/Einpaarige-Übertragungskanäle drängen in die Normenlandschaft. Andere miniaturisierte Steckverbinderkonzepte stehen bereit, um das Smart Networking der Zukunft zu er möglichen.

Reiner Schmidt ist im Business Development Management Industrial Cabling bei Harting tätig und langjähriger Normierungsfachmann.


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