Wo wegen erhöhten Sicherheitsanforderungen oder aus Gründen der Ästhetik keine Anschlussdosen und Patch-Kabel gewünscht sind, kann man die Geräte über einen feldkonfektionierbaren RJ45-Stecker an das Installationskabel anschließen. Dies hat sich in der Praxis bei IP-Kameras bewährt, die manipulationsgeschützt mit dem Netz verbunden werden sollen, außerdem bei WLAN Access Points in Lobbys sowie in Treppenhäusern, wo Anschlussdose und Patch-Kabel störend wirken. Je nach Größe des Kamera-Schutzgehäuses und der Lage des RJ45-Anschlusses am Access Point sind besonders kurze Stecker oder Stecker mit gewinkeltem Kabelabgang erforderlich.
Nach der DIN EN 50173-6:2018-10 ist es zwar zulässig, Endgeräte ohne Anschlussdose an das Installationskabel anzuschließen. Die Norm fordert allerdings einen Dienstekonzentrationspunkt in der Nähe der Endgeräte, um Fehlersuche und Reparatur bei defekten Verbindungen zu vereinfachen. In der Praxis verzichtet man jedoch häufig auf einen DKP, und das Installationskabel ist durchgehend vom Etagenverteiler bis zum Endgerät verlegt und dort mit einem feldkonfektionierbaren RJ45-Stecker abgeschlossen.
Dies ist so im technischen Bericht ISO/IEC TR 11801-9910:2020 und auch in der amerikanischen Verkabelungsnorm ANSI/TIA-568.2-D vorgesehen und dort als MPTL (Modular Plug Terminated Link, „mit einem Stecker abgeschlossene Verbindung“) bezeichnet. Ein MPTL kann einen DKP enthalten und entspricht dann wiederum der Verkabelung Typ B nach DIN EN 50173-6:2018-10.
Single Pair Ethernet und Power over Data Lines
Die DIN EN 50175-6:2018-10 sieht vierpaarige Leitungen zu jedem Anschluss vor. Wo viele Geräte und Komponenten anzuschließen sind, führt dies schnell zu dicken Leitungsbündeln, die nicht nur eine Menge Platz beanspruchen, sondern auch die Brandlast erhöhen. Vierpaarige Verkabelungsstrecken der Klasse EA eignen sich zwar für Datenraten bis einschließlich 10 GBit/s, doch nicht jede Komponente benötigt dies. Für Sensoren und Aktoren genügen oft 10 MBit/s oder weniger.
In diesem Szenario kann Single Pair Ethernet (SPE) seine Vorteile ausspielen. Single Pair Ethernet verwendet dünne, einpaarige Leitungen, die sehr viel weniger Platz beanspruchen und eine geringere Brandlast aufweisen als die vierpaarigen. Die maximale Leitungslänge beträgt bei 10 MBit/s bis zu 1.000 Meter, bei 1 GBit/s immerhin noch bis zu 40 Meter. Besonders interessant ist die Überlegung, vierpaarige Leitungen vom Verteiler zu einem Dienstekonzentrationspunkt des Verkabelungstyps B zu verlegen und von dort mit einpaarigen Leitungen zu den Komponenten.
Dies würde eine maximale Flexibilität und eine maximale Effizienz bieten, da die
Verkabelung zwischen Etagenverteiler und Dienstekonzentrationspunkt universell ausgelegt ist und sowohl für das klassische Ethernet als auch für das neue Single Pair Ethernet genutzt werden könnte. Die Normungsarbeit für die Verkabelungskomponenten von Single Pair Ethernet, besonders für die Steckverbinder, ist allerdings noch nicht abgeschlossen.
Auch bei Single Pair Ethernet lassen sich Geräte über die Datenleitung mit Strom versorgen, was besonders bei Sensoren und Aktoren von Vorteil ist. Die zugrunde liegende Technik ist mit dem bewährten Power over Ethernet (PoE) verwandt, jedoch nicht kompatibel. Power over Ethernet benötigt mindestens zwei Aderpaare. Single Pair Ethernet stellt jedoch nur eines zur Verfügung. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde für die Stromversorgung der Endgeräte bei Single Pair Ethernet ein neuer Name gewählt: Power over Data Lines, kurz: PoDL. Die Spezifikationen sind im IEEE-Standard 802.3bu festgelegt.
PoDL stellt einem Endgerät im Regelbetrieb bis zu 50 Watt bei einer Stromstärke von typisch bis zu 1.360 Milliampere zur Verfügung. Die bewährten Ansätze für Planung und Betrieb von Power over Ethernet, wie beispielswiese dicke Kabelbündel zu vermeiden, Kabel möglichst nicht in Dämmmaterial zu verlegen und Steckverbindungen nicht im laufenden Betrieb zu trennen, gelten auch bei PoDL.
Ausblick
Es ist zu erwarten, dass sich die technische Gebäudeausrüstung weiter in Richtung IP-basierender Systeme und Komponenten entwickeln wird, da diese die Voraussetzung für ein effektives Gebäude-Management und damit für einen effizienten Gebäudebetrieb sind. Smart-Building-Lösungen dürften diesen Trend noch beschleunigen. Ein leistungsfähiges IT-Netz und damit eine genormte, anwendungsneutrale Verkabelung sind dafür unabdingbar.
Dirk Traeger ist Technical Solutions Manager DataVoice bei Telegärtner Karl Gärtner.