Funktechnologie

„Erste WiFi-7-Lösungen werden bis Ende 2023 verfügbar sein“

28. Juli 2022, 7:00 Uhr | Redaktion: Diana Künstler
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Wie entwickelt sich WiFi weiter? Und inwieweit ist es komplementär zum Mobilfunkstandard 5G? Ein Gespräch mit Heitor Faroni von Alcatel-Lucent Enterprise.

Seit etwa einem Jahr ist, zusätzlich zu WiFi 6, die Ausbaustufe WiFi 6E auf dem Markt. Welchen Mehrwert bietet Wifi 6E?

Heitor Faroni: Beide, WiFi6 und WiFi6E, bieten mehr Kapazität, mehr Bandbreite und ein zusätzliches Spektrum. Damit erfüllen sie die Anforderungen an einen höheren Datendurchsatz. So können in einem bestimmten Gebiet mehr Laptops, Smartphones, Tablets und IoT-Geräte miteinander verbunden werden. Während WiFi 6 das 2,4-GHz- und 5-GHz-Frequenzband nutzt, kommt bei WiFi 6E noch das 6-GHz-Funkband dazu. WiFi 6E erlaubt also eine höhere Bandbreite. Grundsätzlich können Netzwerkadministratoren das Frequenzband von Geräten, die mehr Bandbreite benötigen, auf die 5-GHz- und 6-GHz-Kanäle verlagern.

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Heitor Faroni, Alcatel-Lucent Enterprise
Heitor Faroni ist Director Business Development im Geschäftsbereich Netzwerke von Alcatel-Lucent Enterprise.
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Wie steht es mit Herausforderungen wie der IoT-Migration auf 5-GHz- oder 6-GHz-Bänder, Lastausgleich über mehrere Verbindungen oder der besseren Wiederverwendung von Sendezeit?

Faroni: IoT-Geräte werden in einem sehr breiten Spektrum von Anwendungen eingesetzt und sind recht vielfältig. WiFi-fähige IoT-Geräte, die eine geringe Bandbreite benötigen und batteriebetrieben sind, werden höchstwahrscheinlich weiterhin die 2,4-GHz-Frequenzband verwenden. WiFi-IoT-Geräte, die eine hohe Bandbreite und eine geringe Latenzzeit benötigen (zum Beispiel Kameras, AR/VR-Geräte), werden 5 GHz oder sogar 6 GHz verwenden. Die WiFi-6-Technologie verwendet die Sendezeit dank OFDMA (Orthogonal Frequency Division Multiple Access) effizienter.

Worauf müssen User bei der Nutzung von WiFi 6E in Euorpa und den USA achten?

Faroni: Die Vorschriften und Richtlinien für die Nutzung des 6-GHz-Spektrums für WiFi 6E entwickeln sich immer weiter, insbesondere für den Einsatz im Freien. In den Ländern, in denen WiFi 6E eine behördliche Genehmigung erhalten hat, ist die uneingeschränkte Nutzung des 6-GHz-Spektrums auf Low-Power-Indoor (LPI) oder Very-Low-Power (VLP) Indoor/Outdoor-Anwendungen beschränkt. Die Nutzung mit Standardleistung in Innenräumen oder im Freien ist entweder nicht erlaubt oder unterliegt einem Mechanismus, der sicherstellen soll, dass keine Interferenzen mit etablierten Anwendern des 6-GHz-Spektrums, wie zum Beispiel drahtlosen Festnetzgeräten, auftreten.

Die Vereinigten Staaten haben die automatisierte Frequenzkoordinierung (AFC) für Standard Power Indoor und alle Outdoor Access Points eingeführt. Kanada, das Vereinigte Königreich und Europa haben einen ähnlichen Mechanismus eingeführt oder ziehen ihn in Betracht.

Wann kommt WiFi 7 und welche zusätzlichen Features können wir erwarten?

Faroni: WiFi 7 wird noch schneller sein und ein noch breiteres Kanalband haben als Wifi 6. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal wird der Multi-Link-Betrieb (MLO) sein. Damit können erstmals Daten über mehrere Funkschnittstellen und Bänder gleichzeitig gesendet und empfangen werden. Dank des höheren Durchsatzes und der höheren Effizienz sowie der geringeren Latenzzeit werden vor allem Echtzeitanwendungen wie 8K-Video von WiFi 7 profitieren. Wir gehen davon aus, dass erste WiFi-7-Lösungen bis Ende 2023 verfügbar sind.

Kommen sich der Mobilfunkstandard 5G und WiFi nicht in die Quere? Oder geht die Entwicklung dieser Technologien Hand in Hand?

Faroni: Mobilfunk- und WiFi-Technologien entwickeln sich parallel weiter. Bei beiden ist das Ziel, ein hochwertiges Verbindungserlebnis zu bieten. Um es klar zu sagen: es geht nicht um 5G gegen WiFi, denn beide Technologien ergänzen sich, um überall das beste Verbindungserlebnis zu liefern. 5G schafft Verbindungen mit hoher Bandbreite und geringer Latenz in Außenbereichen, während WiFi-Verbindungen mit hoher Bandbreite und geringer Latenz in Innenräumen und nahegelegenen Außenbereichen ermöglicht. Außerdem befindet sich WiFi vollständig im Besitz und unter der Kontrolle des Unternehmens, das es verwendet. Dies gilt es zu berücksichtigen. Privates 5G (oder CBRS) ist auch für den Einsatz in Innenräumen verfügbar, aber die Anschaffungs- und Betriebskosten verhindern den Einsatz in den meisten Unternehmen, sodass WiFi die Technologie der Wahl für Innenräume ist und bleibt.

Eine Schnittstelle ist Hotspot 2.0…

Faroni: Genau. Hotspot 2.0 ist eine Brücke zwischen den beiden Technologien und ermöglicht ein nahtloses Handover beim Wechsel von 5G-Mobilfunk auf WLAN. Dieser Dienst ist selektiv verfügbar und jedes Profil ist an einen Anbieter gebunden. Last but not least schafft der Roaming-Verbunddienst WBA Open Roaming ein automatisches und sicheres WiFi-Erlebnis auf der ganzen Welt. Er trägt dazu bei, ein offenes Verbindungs-Framework für alle Organisationen im drahtlosen Ökosystem zu schaffen.


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