Wie ein roter Faden zog sich das Thema Energie-Effizienz-Gesetz durch das diesjährige Tech Forum in München. Kann ein Betreiber die demnächst gesetzlich geforderten Bedingungen überhaupt erfüllen? Einer der am vehementesten geäußerten Kritikpunkte ist ein künftig vorgeschriebener PUE-Höchst-Wert von 1,2 für neue RZs. Zur Erinnerung: Die Power Usage Effectiveness gibt das Verhältnis der gesamten zugeführten Energie zur vom IT-Equipment verbrauchten Energie an. Der theoretisch perfekte Wert wäre also 1,0. Die ambitionierten 1,2 ließen sich zwar im günstigsten Fall erreichen, wie Günter Eggers (NTT, Eco Verband) in seinem Vortrag und in der darauffolgenden Podiumsdiskussion betonte, jedoch nur mit erheblichem Aufwand – was noch ok wäre –, jedoch sicher nicht für nicht vollständig ausgelastete Rechenzentren. In der Praxis sei ein solcher PUE-Wert also unrealistisch. Überhaupt sei die Größe eher zur Beurteilung der zeitlichen Entwicklung eines einzelnen RZs definiert worden und nicht zum Vergleich verschiedener RZs.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der künftige Zwang zur Abwärmenutzung. Das Gesetz sei teilweise so formuliert, dass die Forderungen selbst beim Betrieb an der Grenze des physikalisch Machbaren nicht zu erfüllen wären. Warum man denn die RZ-Branche, die ja als Basis für die Digitalisierung eine moderne Industriewelt erst ermöglicht, dermaßen unter Druck setze, war eine ganz offen gestellt Frage. Kein anderer Industriebereich sehe sich schließlich in Folge des Energieeffizienzgesetzes mit solch konkreten Einschränkungen konfrontiert. Die Meinungen dazu reichten von nicht genügender Lobbyarbeit der Branche bis hin zu schlichtem Unwissen beim Beraterstab der Gesetzesinitiatoren – allen guten Absichten zum Trotz.
Für das nächste Tech Forum, das am 10. Juli in Frankfurt/Offenbach stattfindet, stehen also wieder hinreichend viele – auch kontroverse – Themen auf der Agenda. Ob es noch Korrekturen am Energieeffizienzgesetz gibt oder nicht: Maßnahmen zur Optimierung von Kühlung und Strom-Management sind sowohl aus ökologischer wie aus ökonomischer Sicht erforderlich. Technik und Produkte dazu bietet der Markt in nahezu jeder Ausführung – aber nicht alles ist überall und schon gar nicht für jeden Individualfall sinnvoll und nützlich.
Eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft wird sein, alle am „Konzept“ Datacenter beteiligen Gruppen zusammenzubringen: Planer, Hersteller und Betreiber ohnehin – aber auch Städteplaner, Stadtwerke, Fernwärmeanbieter sowie Energieunternehmen und Lokalpolitiker gehören gemeinsam an einen Tisch. Andernfalls könnten für den RZ-Standort Deutschland sehr schnell sehr schwere Zeiten anbrechen.