funkschau: Die Kontrolle über Applikationen spielt auch in Unternehmensnetzwerken eine immer größere Rolle. Welche Herausforderungen resultieren daraus und wie kann SDN zu einer effektiven Application-Visibility and Control beitragen?
Nispel: Alles wird dynamisch: durch Private-Clouds, Service-Oriented-Architectures (SOA) und Virtualisierung können Applikationen selbst im Rechenzentrum, wo 80 Prozent des Traffics verbleibt, kaum identifiziert werden. Und zum Endgerät selbst ist der Transport vereinheitlicht – alles geht via http beziehungsweise https und auch der Presentation-Layer (Browser oder „App”) unterscheidet sich kaum bei verschiedenen Applikationen, egal ob Private- oder Public-Cloud. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine umfassende Architektur zur Application-Visibility and Control. Allerdings sind viele der derzeit erhältlichen Lösungen nicht in der Lage, tatsächlich Kontrolle über die Applikation zu bieten. In Zukunft werden aber Lösungen zur Verfügung stehen, die genau dieses Problem adressieren.
funkschau: Schlussendlich geht es um die automatisierte Bereitstellung von Applikationen und Services, wie kann das gemeinsame Portfolio die Datacenter-Betreiber noch effektiver unterstützen?
Nispel: Insbesondere im Datacenter kommt man heute nicht ohne eine passende SDN-Architektur aus, die den Betrieb im Rechenzentrum automatisiert und für eine Orchestrierung von Netz-, Compute- und Storagekonfiguration sorgt. Extreme Networks hat nun für jeden Andwendungsfall und -größe die optimale Lösung im Portfolio.
funkschau: Und über das eigene Datacenter hinaus – Stichwort: Services aus der Cloud?
Nispel: Das neue Portfolio ist in der Lage, sowohl den Bedarf von Enterprise-Datacentern als auch Cloud-Datacentern zu bedienen. Wir sehen uns damit in der Lage, sowohl vom Wachstum durch die Migration auf 10-Gigabit-Ethernet in den Enterprise-Datacentern zu profitieren als auch vom Wachstum von Datacenter-Services in der Cloud, getrieben durch die Verschiebung von Services aus den Unternehmensrechenzentren in die Cloud. Hierbei sehen wir auch einen weiteren Markt von regionalen Cloud-Anbietern, die durch kurze Wege eine bessere Applikationsperformance und mehr Sicherheit bieten können.
funkschau: Eine Stärke von Enterasys liegt zudem im Wireless-Segment, wie sieht die gemeinsame Strategie aus und inwieweit profitiert auch dieses Segment von dem Software-Defined-Trend?
Nispel: Mit „IdentiFi“ haben wir unsere eigene WLAN-Produktlinie, welche im vergangenen Jahr einen kompletten Refresh erhielt und auch erst wieder vor kurzem zusammen mit dem Access-Portfolio das Rating „Champion“ im Infotech Vendor Landscape 2013 für Enterprise Wired and Wireless LAN Access Infrastruktur erhielt. 2014 wird dann im Zeichen von 802.11ac stehen. Was den Software-Defined-Trend im WLAN angeht, haben wir mit „identiFi Adapt“ bereits im Jahr 2013 eine Lösung auf den Markt gebracht.
funkschau: Datacenter-Verantwortliche müssen ihren Kunden künftig immer mehr Services offerieren, wie etwa die Idee des applikationszentrischen Datacenters, das für den Endanwender wie Apps beim Mobilfunk-Telefon funktionieren sollte. Was steckt alles diesbezüglich an Potenzial in dem verschmolzenen Unternehmen Extreme/Enterasys?
Nispel: Wir sehen für Unternehmen ein enormes Wertschöpfungspotenzial, indem IT und Netzwerk nicht mehr als bloße Kostenstellen betrachtet werden, sondern als Motor für den Geschäftserfolg. Dies gilt vor allem, wenn man die Applikationsdatenströme des Netzwerks mit zusätzlichen Informationen – Kontext – zusammenbringt, die ebenfalls durch das Netz ermittelt werden. Es geht darum, aus den Daten aus der Netzwerkinfrastruktur Wissen zu machen. Dies ist ein enormer Wettbewerbsvorsprung und wird zu neuen Arten von Netzwerken und deren Einsatz führen, die wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht vorstellen können.