Eine Smart Factory des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim soll die Marktreife von Medikamenten beschleunigen. Die digitalisierte Produktion in der neuen Tablettenfabrik soll effiziente Fertigungsabläufe entwickeln, bevor die Medikamente an unterschiedlichen Standorten hergestellt werden.
Kurze Wege von der Forschung bis zum neuen Medikament in der Apotheke – dies soll eine neue Tablettenfabrik des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim ermöglichen, die am Mittwoch am Stammsitz in Rheinhessen eröffnet wurde. Dort wurde die Fabrik als erstes Gebäude als „Smart Factory“ angelegt. Das bedeute, „dass alle Maschinen und Anlagen vollständig digital vernetzt sind und dass fast alle Prozesse sich selbst steuern“, sagte Deutschland-Chefin Sabine Nikolaus. Damit werde die Notwendigkeit für manuelle Eingriffe auf ein Minimum reduziert.
Aufgrund der engen Verzahnung mit der Entwicklung neuer Medikamente könnten diese viel effizienter auf den Markt gebracht werden, sagte Nikolaus. „Das ist ein Vorteil im globalen Wettbewerb, aber auch für die Patienten weltweit.“ Der Standort Ingelheim stehe für die Produktion von Medikamenten mit hochkomplexen Fertigungstechnologien, sagte die Managerin. Die neue Tablettenfabrik werde einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, innovative Medikamente auf den globalen Markt zu bringen.
In der Produktionsanlage sollen alle Neueinführungen von Arzneimitteln in Tablettenform für die weltweite Markteinführung hergestellt werden, wie das Unternehmen mitteilte. In der „Solids-Launch-Fabrik“ (SOL) mit rund 75 Beschäftigten werden effiziente Produktionsabläufe für neue Tabletten entwickelt, ehe die Medikamente dann an unterschiedlichen Standorten in die reguläre Produktion gehen. Die Bezeichnung Solids oder Solida steht für Medikamente in fester Form, also Tabletten, im Unterschied zu anderen Darreichungsformen wie Kapseln oder Flüssigkeiten. Mit rund 90 Millionen Euro gehört SOL zu den drei größten aktuellen Investitionsvorhaben von Boehringer Ingelheim, neben Investitionen in Biberach und Wien.
An der Eröffnung nahm auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) teil, die an den ersten Spatenstich im Jahr 2018 erinnerte. Die Landesregierung hat sich zu Beginn der laufenden Wahlperiode im Mai das Ziel gesetzt, Rheinland-Pfalz zum „Innovationsvorreiter“ in Deutschland zu machen. Schwerpunkte sollen die hochtechnisierte Industrie 4.0, Biotechnologie, Smart Farming und grüner Wasserstoff sein.