Frage 1: NFV, SDN, Third-Network: Wo sehen Sie die Trends im Jahr 2015?
Ulrich Kohn, Director Technical Marketing, ADVA: Der Fokus auf Proof of Concepts und Demos wird sich in 2015 zunehmend von grundsätzlichen Aspekten der Machbarkeit auf die betrieblichen Fragestellungen verschieben, um damit den Grundstein für die Einführung in 2016 zu legen. Betreiber und Hersteller werden Strategien entwickeln, das bestehende Netz zu vereinfachen und Hardware-Komponenten durch Software-Applikationen ohne massiven Einfluss auf die operativen Prozesse zu ersetzen.
Frage 2: Die Vision ist das Eine, das Andere die praktische Realisierung: Sie die neuen Konzepte reif für den Einsatz oder nach wie vor konzeptionelle Studien?
Kohn: Die Entwicklung neuer Lösungen erfolgt zunehmend in einem iterativen Prozess. Zeitgleich werden Schnittstellen anhand erster Anforderungen spezifiziert, Prototypen entwickelt und getestet. Verbesserungen erfolgen iterativ, bis ein den operativen Anforderungen genügender Stand erreicht wird. Es ist davon auszugehen, dass viele Betreiber die gegenwärtig PoCs als Vorbereitung für eine Technologie-Einführung nutzen.
Frage 3: Lifecycle-Service-Orchestration ist eine Voraussetzung, Dienste universell und ökonomisch carrierübergreifend bereitzustellen. Wo steht die Entwicklung?
Kohn: Das MEF hat schon frühzeitig begonnen, einen umfassenden Prozess zum CE-Lifecycle-Managment zu entwickeln und im Detail zu beschreiben. Der Schritt zur Lifecycle-Service-Orchestrierung (LSO) kann nun auf diesen Vorarbeiten aufbauen und sie um offene Schnittstellen für die automatisierte Bereitstellung parametrisierter CE-Dienste erweitern. Die Komplexität des Produktionsnetzes wird auf die Anforderungen des Verbindungsdienstes abstrahiert.
Frage 4: Die neuen Netzwerktechnologien versprechen auch neue Anwendungen. Welche neuen Services birgt die Welt der virtuellen Netze?
Kohn: Mit der automatisierten Konfiguration der Netzelemente und der automatisierten Bereitstellung der Dienste können vielseitig einsetzbare Leistungsmerkmale angeboten werden. Ein Verbindungsnetz kann durch diese Technologien partitioniert und als virtuelles Netz an Kunden vermietet werden. Hierbei werden etwa Netzressourcen des Betreibers vom Kunden verwaltet, das Produktionsnetz wird aber weiterhin vom Operator betrieben, gewartet und ausgebaut.
Frage 5: Nach wie vor bleibt die Sicherheit die Herausforderung für Carrier- und Unternehmensnetze: Welche Antworten haben die neuen Netzwerktechnolgien parat?
Kohn: In SDN- und NFV-Netzen können Netzressourcen direkt von Kunden über offene Schnittstellen allokiert werden. Dies erfordert sichere Authentifizierung und Autorisierung sowohl der Kunden am Netz als auch der virtualisierten Netzfunktionen untereinander. Aus Skalierbarkeitserwägungen wird es sinnvoll sein, Verkehre nicht nur auf der Transport und Netzschicht zu schützen, sondern die aggregierter Verkehre auch auf unteren Netzebenen im Layer 1 und 2 zu schützen.