Frage 1: NFV, SDN, Third-Network: Wo sehen Sie die Trends im Jahr 2015?
Johannes Weingart, Senior Product Manager, Brocade: NFV wird zügig umgesetzt. Virtuelle Router und andere virtuelle Network-Funktionen sind verfügbar und liefern viele CAPEX- und OPEX-Vorteile. Bei SDN laufen Trials und POCs. Besonders die Vorteile offener Lösungen (z.B. Openstack und Open-Daylight) treten klar hervor. Beim Third-Network nimmt „The New IP“, die Netzwerk-Lösung für die Third-Plattform, Gestalt an. Programmierbarkeit (Software-Defined) und Skalierbarkeit sind die Schlüsselfunktionen.
Frage 2: Die Vision ist das Eine, das Andere die praktische Realisierung: Sie die neuen Konzepte reif für den Einsatz oder nach wie vor konzeptionelle Studien?
Weingart: Hier kommt es auf die klare Definition der Aufgabenstellung an. Nicht für alle Einsatzgebiete sind ausgereifte Applikationen vorhanden und noch hat nicht in allen DC-Netzwerk-Teams das Umdenken begonnen. Auch gibt es noch eine Vielzahl von konkurrierenden Lösungsansätzen (z.B. Openflow vs. Overlay-Tunneling). Dies spricht aber nicht gegen erste Implementierungen. Eine wichtige Eigenschaft der modernen DevOps-Ansätze ist die schnelle Anpassbarkeit.
Frage 3: Lifecycle-Service-Orchestration ist eine Voraussetzung, Dienste universell und ökonomisch carrierübergreifend bereitzustellen. Wo steht die Entwicklung?
Weingart: LSO steht sicher noch am Anfang. Noch fehlt es an allgemein akzeptierten Dienst-Definitionen sowie an standardisierten Betriebsprozessen und deren Umsetzung in Controller- und Orchestration-Applikationen. Die vorhandenen Lösungen ermöglichen die notwendigen Implementierungen aber noch fehlt der gemeinsame Ansatz. Configuration, Accounting, Inventory-, Fault- und Performance-Management müssen am Ende ineinandergreifen.
Frage 4: Die neuen Netzwerktechnologien versprechen auch neue Anwendungen. Welche neuen Services birgt die Welt der virtuellen Netze?
Weingart: Durch die Programmierbarkeit der Infrastruktur ergibt sich ein neues Zusammenspiel zwischen Infrastruktur und Applikation. An die Stelle von statischem Pre-Provisioning tritt dynamische Ressourcen-Zuordnung. Ein einfaches Beispiel ist eine Backup-Applikation, die sich die notwendige IT-Infrastructure (Compute, Storage und Connectivity) on-demand über eine Programm-Schnittstelle gesteuert durch vordefinierte Regeln bei einem Orchestration-System abholt.
Frage 5: Nach wie vor bleibt die Sicherheit die Herausforderung für Carrier- und Unternehmensnetze: Welche Antworten haben die neuen Netzwerktechnolgien parat?
Weingart: Sicher muss besonders auch bei zentral gesteuerten Lösungen für Redundanz und Zugangsschutz gesorgt werden. Die Bedrohungsszenarien nehmen deutlich zu. Allerdings ergeben sich auch neue Möglichkeiten. Durch zentrale Kontrolle und individuelle Ressourcen-Zuteilungen lassen sich beispielsweise Denial-of-Service-Attacken deutlich einfacher beherrschen. Durch die Programmierbarkeit der Datenwege ergibt sich auch ein besserer Überblick über den aktuellen Aufenthalt der Daten.