Für viele Unternehmen zählt das eigene Rechenzentrum zu einem zentralen Produktionsfaktor. Umso erstaunlicher ist, dass nach einer Umfrage der Marktanalysten von IDC nur 39 Prozent der mittelständischen IT-Experten in Deutschland die Zukunftsfähigkeit ihrer eigenen IT mit „sehr hoch“ bewerten. Braucht der Mittelstand also eine IT-Modernisierungsoffensive? funkschau sprach mit Bernd Hanstein, Hauptabteilungsleiter Produktmanagement IT bei Rittal, über den Stand der Rechenzentren in Deutschland.
funkschau: Herr Hanstein, wie leistungsfähig ist denn die IT im deutschen Mittelstand überhaupt noch?
Bernd Hanstein: Die von IDC im Auftrag von Rittal durchgeführte Untersuchung hat gezeigt, dass die Rechenzentren in Deutschland im Schnitt 7,6 Jahre alt sind. 38 Prozent der befragten IT-Manager nannten redundante Infrastrukturen als zentralen Bereich, der modernisiert werden muss. Darüber hinaus meldeten 54 Prozent Nachholbedarf bei Sicherheit und Ausfallzeiten. Wir sehen daher durchaus die Notwendigkeit, dass der Mittelstand seine Rechenzentren auf den aktuellen Stand der Technologie bringen sollte, um die Zukunftssicherheit zu gewährleisten.
funkschau: Wie sieht es denn mit der Wirtschaftlichkeit aus – ist die IT dort besser aufgestellt?
Hanstein: Bedingt durch das hohe Alter der Rechenzentren ist die Energieeffizienz bei weitem nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Hier verschenken Unternehmen bares Geld. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen, die an der Befragung teilgenommen haben, sind die zentralen Kostenblöcke die Kühlung und damit verbunden der Stromverbrauch. In Deutschland betreiben die befragten IT-Experten ihre Rechenzentren im Schnitt mit 18,4 Grad Celsius und melden eine Power-Usage-Effectiveness (PUE) von 2,2. Industrieweit gilt ein PUE-Wert von 1,4 als ausgezeichnet, während große IT-Dienstleister mit optimierten Anlagen auch Werte von 1,2 oder weniger erreichen.
funkschau: Warum ist für die Betreiber der PUE-Wert so wichtig?
Hanstein: Der PUE-Wert setzt die insgesamt im Rechenzentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis zur Energieaufnahme der Rechner. Je näher der PUE bei dem Wert von eins liegt, desto effizienter arbeitet das Rechenzentrum. Werte über eins besagen also, dass mehr Energie in die RZ-Infrastruktur fließt als in die eigentliche IT. Wer die Klimakosten senken will, kann sein Rechenzentrum beispielsweise mit deutlich höheren Temperaturen betreiben. Der Verband American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers, kurz ASHRAE, empfiehlt Temperaturen von bis zu 27 Grad Celsius für das Rechenzentrum.