Distributoren empört über Amazon

Amazon-Lieferanten im Würgegriff

6. Dezember 2017, 10:51 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Unerbittlich gegen das eigene Ökosystem

»Größtmögliche Kooperation schlägt in größtmögliche Konfrontation um«, berichtet ein Amazon-Marketplace-Händler im Gespräch mit CRN.
»Größtmögliche Kooperation schlägt in größtmögliche Konfrontation um«, berichtet ein Amazon-Marketplace-Händler im Gespräch mit CRN.

Wesentlich zur Marktmacht Amazon tragen die über 60.000 Marketplace-Händler bei, die auf der Amazon-Plattform ihre Waren verkaufen und zwar in Konkurrenz gegen Amazon selbst. Aufgrund der gewaltigen Reichweite und der Aussicht auf schnell steigende Umsätze scheint Amazon für viele Händler unverzichtbar. Doch viele, die Amazon als einzigen Absatzkanal nutzen, gehen ein hohes Risiko ein. Denn sie liefern Amazon wertvolle Daten über Kunden, Bezugsquellen, Einkaufspreise, Margen und Nachfrage. Läuft das Geschäft eines Marketplace-Händlers gut, besteht immer die Gefahr, dass der Onlineriese den Verkauf in die eigene Hand nehmen will – vorbei am Händler. Die kürzlich in der ARD ausgestrahlte und in der Mediathek noch bis 27.November 2018 verfügbare Dokumentation »Das System Amazon« zeigt, wie Amazon Druck auf Marketplace-Händler ausübt.

Um die Echtheit der Produkte zu überprüfen, kann Amazon vom Händler detaillierte Lieferantennachweise verlangen. Kommt der Händler dieser Forderung nicht nach, ist Amazon berechtig, den Händler-Shop zu sperren – auch ohne Angabe von Gründen. Statt Bestellungen selber zu verschicken, lässt der ARD-Beitrag Händler zu Wort kommen, die von Amazon dazu gedrängt wurden, ihre Waren bei Amazon zu lagern und vom Etailer verschicken zu lassen. Eine längere Sperrung des Händler-Shops kann zur Insolvenz führen. Ebenso angebliche Systemfehler, die eine Auszahlung der Händler-Guthaben bei Amazon verzögern. Ende Oktober sorgte dies für große Verunsicherung bei Marketplace-Händlern, wie CRN berichtete.

Amazon sei anfangs super kooperativ. Trotz hoher Provisionen von acht bis 15 Prozent würden sich für viele Händler recht schnell Erfolge einstellen, berichtet ein Marketplace-Händler CRN. »Dann aber wird es auch schnell ungemütlich«, sagt der Betroffene. »Größtmögliche Kooperation schlägt in größtmögliche Konfrontation um.« Das können »kleine Nadelstiche sein« wie die Bannereinblendung eines Wettbewerbsangebots auf der Produktseite eines Marketplace-Händlers bis hin zum faktischen Ausschalten der Händlerseite wegen angeblichem Plagiatsvorwurf.

Die Domain www.relentless.com verweist übrigens auf Amazon.de und ist für alle Lieferanten in Amazons Ökosystem durchaus als Drohung gemeint. Übersetzt heißt die URL: unerbittlich.


  1. Amazon-Lieferanten im Würgegriff
  2. Vollstreckbarer Titel
  3. Zugeliefert – Ausgeliefert
  4. Unerbittlich gegen das eigene Ökosystem

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