Cloud-Invest eines Mittelständlers

Bluechip-Piloten mit Bodenhaftung

1. Juni 2016, 16:04 Uhr | Martin Fryba
25 Jahre Bluechip: Ein IT-Player aus Ostdeutschland beweist, wie man auch im schwierigen Markt erfolgreich bestehen bestehen kann. Bluechip-Vorstände Hubert Wolf (links) und Sven Buchheim

Es hätte eine rauschende Silberhochzeit mit 1.000 Gästen im Leipziger Porsche-Zentrum werden können. Doch IT-Hersteller und Distributor Bluechip setzt auf die Stärke der leisen Töne. Auch im neuen Cloud-Business.

Inhaber geführter Mittelstand gegen Manager geleitete Konzerne: Dieser von Unternehmensberatungen gerne untersuchter Gegensatz bietet reichlich Stoff für Studien. Wer wissen will, was Familienunternehmen besser machen, aber auch woran viele letztlich scheitern, findet für jede Variante die treffenden Argumente. Ein Vor-Ort-Besuch eines von Inhabern geführten, mittelständischen Unternehmens ersetzt zwar keine Analyse betriebswirtschaftlicher Kennzahlen. Er bietet aber die Gelegenheit aus erster Hand zu erfahren, wie solche Unternehmer »ticken«, was Kunden und Partner an solchen Unternehmen schätzen.

Den rund 1.000 Gästen und der Presse präsentierten sich die Vorstände Hubert Wolf und Sven Buchheim von Bluechip als grundsolide Unternehmer, was angesichts der attraktiven Lokation gar nicht so leicht viel. Die Bodenhaftung hätte man auf der Teststrecke im Leipziger Porsche-Zentrum nämlich leicht verlieren können. Wer schließlich einen 500 PS starken Boliden sein Eigen nennen kann, drückt damit für jeden hör-und sichtbar Erfolge aus. »Ein solches Auto kommt für mich nicht in Frage. Ich wohne schließlich in einem Dorf«, sagt Hubert Wolf.

Im Jahr der Wiedervereinigung hatte der Unternehmer den Hersteller und Distributor Bluechip gegründet, später dann seinen Schulfreund Sven Buchheim an Bord geholt. Auf der diesjährigen Hausmesse wurde ein bisschen Silberhochzeit gefeiert. Doch sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, verkniff sich Bluechip. Aufmerksamkeit haben schließlich jene 47 Aussteller verdient, die eine solche große Hausmesse im Leipziger Porsche-Zentrum »überhaupt erst möglich gemacht haben«, dankte Wolf den langjährigen Herstellerpartnern. Ihre Erfolge als Hersteller von Desktops, Notebooks, Workstations und Server sowie als Distributor hervorzuheben, dazu hätte das Bluechip-Management allemal Grund gehabt.

In einem rückläufigen PC-Markt haben die Ostdeutschen den Umsatz 2015/2016 voraussichtlich um zehn Millionen auf 160 Millionen Euro gesteigert. »Wir wachsen in einem rückläufigen Markt«, sagt Wolf und erklärt dies mit der klaren Fokussierung auf Nischen, die man erfolgreich gegen die Broadliner besetzt habe. Eigenmarke und die Distribution tragen jeweils zur Hälfte zum Erlös bei. Der Gewinn sei proportional um rund sieben Prozent gewachsen. Über die Erträge wacht Wolfs Frau. Brit Wolf ist im Vorstand für das Controlling zuständig und verleiht, wenn nötig, der seit 1991 geltenden Maxime Nachdruck, die Hubert Wolf so beschreibt: »Profitables Wachstum ist jedem Bluechip-Mitarbeiter auf die Stirn gebrannt«. Außer Tablets, die komplett aus Asien bezogen werden, assembliert Bluechip selbst, vermarktet sich als Hersteller »Made in Germany«, konzentriert sich auf das Projektgeschäft seiner Kunden, die zwischen 50 und 500 Geräte anfragen.

Mit One.de und seit der Übernahme der insolventen Freyer & Ploch mit Drucker.de, unverschuldet, wie Wolf sagt, ist Bluechip auch als Etailer im Consumer- und B2B-Handel aktiv. »Wir haben eine klare Produkt- und Preisstrategie bei Bluechip, trennen bei unseren eigenen Produkten strikt die Kanäle und legen als Distributor dieselben Einkaufskonditionen für alle fest«, weist Wolf Channel-Konflikte aus der nicht ungefährlichen Gratwanderung zwischen Hersteller und Grossist in verschiedenen Absatzmärkten zurück. »Da kann man sich schnell die Finger verbrennen«.


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