Gerade die Autoindustrie hatte ab der ersten Covid-Welle im Frühjahr allerdings mit einem weitaus deutlicheren Absatzeinbruch gerechnet und ihre Reservierungen und Bestellungen dementsprechend gekürzt. Dass sie nun um Priorisierung bittet und dabei im Autoland Deutschland sogar Unterstützung auf höchster politischer Ebene sucht, ist zwar verständlich, wird ihr aber nur bedingt helfen. Denn aktuell sind die vorhandenen Produktionskapazitäten weitgehend ausgereizt und der Aufbau neuer Standorte braucht einige Zeit. Herstellern wie TSMC bleibt damit aktuell nur zu versuchen, die Effizienz der Produktion hinsichtlich des Verbrauchs der knappen Ressourcen zu verbessern und so den Ausstoß etwas zu erhöhen. Das ist jedoch eher der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, allzu viel sollte man sich davon nicht erwarten.
Doch selbst wenn einer oder mehrere der bremsenden Faktoren beseitigt werden und die Produktionsstraßen noch weiter hochgefahren oder mittelfristig gar neue in Betrieb genommen werden könnten, wäre das Problem damit noch nicht gelöst. Denn auch die Auslieferung gestaltet sich derzeit problematisch. Angesichts der Pandemie und der damit zusammenhängenden Beschränkungen fehlen Frachtkapazitäten und die Kosten steigen immens. Zudem ist die Autoindustrie aus Sicht der Fertiger zwar ein wichtiger Kunde, aber bei weitem nicht der wichtigste. So ging im vergangenen Jahr etwa jeweils rund ein Drittel der weltweiten Halbleiter-Produktion an die TK- (33 Prozent) und IT-Hersteller (29 Prozent). Weitere 13 Prozent der Chip-Produktion gingen an die Hersteller von Unterhaltungselektronik und noch etwas weniger (12 Prozent) an die Automobilindustrie. Insofern ist es trotz allem politischen Druck unwahrscheinlich, dass sie tatsächlich im gewünschten Maße bei der Belieferung priorisiert wird. Schon heute treffen die Probleme etwa Apple als einen der größten TSMC-Kunden deutlich weniger als die Autohersteller.
Vielmehr müssen sich alle Halbleiter verarbeitenden Hersteller wohl oder übel darauf einstellen, dass die Lage weiter angespannt bleibt und es über das ganze Jahr hinweg zu Verknappung kommen kann. Für den ICT-Channel und seine Kunden bedeutet das, dass gefragte und aktuell schon knappe Produkte von CPUs über Grafikkarten bis hin Spielkonsolen weiterhin nicht oder nur teuer und mit Verzögerungen bezogen werden können. Immerhin: Flash-Speicher ist dank des massiven Ausbaus der Produktionskapazitäten nach der Flash-Krise vor drei Jahren von den Verfügbarkeitsproblemen nicht betroffen.