Einig sind sich die Distributoren – wie könnte es auch anders sein – darin, dass »die Distribution immer ein wichtiges Glied der Beschaffung bleiben wird«, wie Ernesto Schmutter, Senior Vice President und Chief Executive Germany bei Ingram Micro, schon mal klarstellt und hinzufügt, dass sich natürlich die Aufgaben zunehmend wandeln würden. Vor diesem Aspekt definiere der Münchner Broadline-Distributor seine Rolle für die Partner als Trusted Advisor, der neben Bereitstellung von Produkten auch umfassende Services und Beratungsleistungen biete. »So wird auch die Zusammenarbeit mit Herstellern und Resellern künftig enger werden, denn im Zuge der Digitalisierung erhöht sich die Komplexität von Themen und Projekten. Dadurch ist es immer häufiger erforderlich, gemeinsam als Hersteller, Distributor und Reseller aufzutreten«, fügt Schmutter hinzu. Überhaupt sieht der Deutschlandchef von Ingram Micro das Verhältnis zwischen Herstellern und Handel ebenfalls im Umbruch. »Gerade bei den vielen neuen Themen, die das Geschäft der Zukunft prägen, können Hersteller sehr viel tun. Sie benötigen dafür aber enge Kooperationsformen mit dem Channel, die über das Einmal- und Tagesgeschäft hinaus gehen und eine durchgängige, gemeinsame Planung und Entwicklung von Geschäftschancen bedeuten.«
Dass in den kommenden Jahre nicht nur die Distribution mit neuen Anforderungen konfrontiert wird, sondern auch die Fachhändler und Systemhausbetreiber, das ist für Reiner Schwitzki, Sprecher der Geschäftsführung Also Deutschland, schlichtweg Fakt. »Neue Technologien und die fortschreitende Digitalisierung bedeuten, dass sich die heutigen Anforderungen unserer Reseller ändern und um ein Vielfaches komplexer sind. Früher bestand unsere Aufgabe darin, ein Produkt verfügbar zu machen und es so schnell wie möglich von A nach B zu versenden. Heute sind wir sehr viel breiter aufgestellt, um die neuen Bedürfnisse unserer Reseller optimal zu antizipieren und abzudecken.« So verstehe sich der Soester Broadline-Distributor als Enabler und helfe den Fachhandelskunden bei der optimalen Zusammenstellung von Hard- und Software-Komponenten und – bei Bedarf – auch der passenden Finanzdienstleistung für dessen Kunden. Wobei die auf Großhandel und Einzelhandel zukommenden Veränderungen vor allem von den Bereichen Mobile, Analytics und Security in den nächsten Jahren stark geprägt sein würden. »Ebenso innovative Themen wie beispielsweise 3D-Druck oder das Internet of Things. Zudem wird das Consumptional-Business-Modell, auf dem beispielsweise unser Workplace as a Service-Geschäft (WaaS) basiert, verstärkt zum Einsatz kommen und nachhaltig die IT-Landschaft beziehungsweise das Nutzerverhalten verändern.«
Unter den Spezialisten der Distributionsszene ist man sich über die Zukunft der Branche ebenso einig, wie unter den Broadlinern. Wenngleich im Detail durchaus unterschiedliche Betrachtungen erkennbar sind. Jörg Eilenstein, Vorstand bei der Tim AG, bezweifelt zum Beispiel, dass »die Extremtypen der Distribution, Broadline- und Nischendistribution, die zukünftigen Anforderungen an die Distribution abdecken werden«. Denn, so sein Argument, bei kürzer werdenden Innovationszyklen müssten die Großhändler als Partner des Fachhandels lösungsorientiertes Portfolio anbieten. »Dazu muss der Distributor durch eigene Kompetenzen entsprechend beraten können, um Systemhäuser gerade im Bereich neuer Technologien und komplexerer Lösungsanforderungen zu unterstützen.«