Die Zeit läuft COS allerdings davon. Denn der Distributor ist zwar rechtlich von Konzern und Schwestergesellschaft abgekoppelt, doch das spezielle Geschäftsmodell könnte sich in der jetzigen Zwangslage als Hürde erweisen. Denn COS ist seit dem Einstieg von Devil vor vier Jahren ein Distributor ohne Distribution. Als reine Vertriebsniederlassung vermarktete COS im Wesentlichen das Portfolio der Devil, ergänzt um wenige exklusive Hersteller. Die Abwicklung der Logistik lief über die Braunschweiger First Flash GmbH. Seither mussten die beiden Distributoren gemeinsam zahlreiche Turbulenzen durchleben: Die Mehrwertsteuerbetrugsaffäre, in deren Rahmen Mitarbeiter beider Firmen ins Visier der Steuerfahndung gerieten, interne Querelen, die zu zu den Abgängen der Finanzverantwortlichen, Mascha Speier bei COS und Torsten Matthies bei Devil, führten, und schließlich die Insolvenz des Wettbewerbers B.Com, die Außenstände im hohen siebenstelligen Bereich bei den beiden Firmen verursachte. Branchenprofi Werner Dao kann nur noch resümieren: »Mein Einstieg im März bei COS kam zu spät.«
Seine Perspektive ist nun darauf gerichtet, COS als »Sahne-Stück ohne große Overhead-Kosten« potenziellen Investoren schmackhaft zu machen. Man habe einen großen Kundenstamm mit vielen treuen und aktiven Händlern, die schon seit dem ersten Insolvenzfall 2009 trotzig zu COS halten, so Dao. Die 28 Mitarbeiter seien »hoch motiviert«, sie alle verfügten über langjährige Erfahrungen und beste Kontakte zu Herstellern und Händlern. Der ehemalige Geschäftsführer bei MSI Deutschland, der nach dem Zusammenbruch der Solarbranche von der jungen Distribitionsfirma B.Com Solar wieder in den IT-Channel zurückkehrte, steht nun wieder vor einem Umbruch mit ungewisser Zukunft.