500.000 Kilometer ist der Media-Markt-Truck in den letzten fünf Jahren durch Deutschland gerollt. Die letzte Fahrt führte den 23-Tonner jetzt ins Technik-Museum.
Elektronikhersteller witzelten früher gerne, Ingolstadt sei die teuerste Autobahnausfahrt Deutschlands. Denn dort lieferten ihre Lkws Tonnen von Unterhaltungselektronik, Computern und Haushaltsgeräten für Media Markt ab. Der Retailer war eine Abverkaufsmaschine, die in kurzer Zeit immense Warenmengen an den Mann bringen konnte, aber auch ein gnadenloser Einkaufspreisdrücker, der die Paletten mit nicht verkaufter Ware postwendend zurück an den Hersteller schickte. Mit knallharten Preisaktionen und legendären Slogans wie »Geiz ist geil« war der Retail-Riese aber vor allem der Angstgegner und befürchtete Totengräber des Fachhandels.
Für die heutigen Kunden der Generation Z klingt das wie Opas Geschichten aus den Kriegsjahren. Die »digital natives« shoppen online und bevorzugt mit dem Smartphone. Und den geilsten Preis finden sie in den meisten Fällen eben nicht mehr bei Media Markt oder Saturn. Die günstigsten Preise gibt es bei Online-Shops, die sich die Kosten für große Outlets und Verkaufspersonal sparen und die bestellte Ware gleich ab Lager verschicken.
Gegen den neuen Schrecken des stationären Handels scheint auch der Gigant Media Markt chancenlos. Wie einst der T-Rex steht heute Amazon am Ende der Nahrungskette und kann wohl höchstens noch durch eine Meteoriteneinschlag ausgebremst werden. Alle Versuche, Media Markt an die veränderten Lebensbedingungen anzupassen – sei es durch die Übernahme von Redcoon oder einen eigenen Online-Shop – schlugen fehl. Zu groß, zu langsam, zu schwerfällig.
Jetzt zog die Konzernmutter Ceconomy die Reißleine und schickte als erste Maßnahme den Media-Markt-Truck ins Museum. Seit 2013 war die Sattelzugmaschine für Media-Markt durch Deutschland gerollt, um potenziellen Kunden auch im hintersten Winkel Flat-TVs, Spielekonsolen und Smartphones zu zeigen. 500.000 Kilometer hat der 23 Tonner seitdem zurückgelegt und dabei vermutlich jede Menge Feinstaub und CO2 produziert. Jetzt findet er im Technik-Museum Speyer neben dem ehemaligen Hausboot der Kelly Family seine letzte Ruhestätte.