Die neuen Lexmark-Eigentümer machen Ernst mit der Strategie, sich künftig nur noch auf Hardware zu fokussieren. Das in den letzten Jahren von Anbietern wie Kofax und Readsoft zusammengekaufte Geschäft mit Enterprise-Software wird komplett an Thoma Bravo verkauft.
Weniger als ein halbes Jahr nach dem Abschluss der Übernahme durch das chinesische Investorenkonsortium um Apex, PAG Asia Capital und Legend Capital Management steht bei Lexmark eine große strategische Kehrtwende an. Bereits kurz nach dem Kauf hatten die neuen Eigentümer erstmals angekündigt, den laufenden Ausbau zum Softwarekonzern nicht weiter vorantreiben zu wollen und sich künftig wieder mehr auf das Hardwaregeschäft zu konzentrieren. Die zahlreichen in den vorherigen Jahren zusammengekauften Softwarekompetenzen von Kofax, Readsoft und Perceptive Software waren damit einhergehend bereits in eine eigene Sparte für Enterprise-Software ausgelagert und zum Verkauf ausgeschrieben worden. Jetzt wurde dafür ein Käufer gefunden. Wie Lexmark bestätigt, wird dieser Bereich komplett an das auf Software und das IT-Dienstleistungen spezialisierte Private-Equity-Unternehmen Thoma Bravo verkauft. Der neue Eigentümer erwartet keine Probleme mit den Kartellbehörden und geht deshalb davon aus, die Übernahme schon im dritten Quartal abschließen zu können. Zum Kaufpreis und etwaigen Folgen für die Mitarbeiter und Standorte machten die beteiligten Parteien bisher noch keine Angaben.
»Wir freuen uns über die Übernahme von Lexmark Enterprise Software sehr, da es einige der modernsten Technologien für die digitale Transformation in der Branche enthält«, freute sich Seth Boro, geschäftsführender Gesellschafter bei Thoma Bravo über die Einigung mit Lexmark. Er kündigte an, dass die Geschäfte von Kofax und Readsoft zusammengelegt und unter der Marke Kofax als eigenständige Tochter unter Thoma Bravo weitergeführt werden sollen. »Ihre Vision, die Kundeninteraktionen mit Unternehmen digital zu transformieren und zu vereinfachen, bei Kofax auch First Mile genannt, stellt eine spannende Gelegenheit für alle Branchen dar«, so Boro. Geführt wird die neue Kofax-Gruppe weiterhin von Reynolds C. Bish, der bisher schon als Präsident für die gesamte Enterprise-Software-Sparte bei Lexmark verantwortlich war.
Nicht in das neue Unternehmen eingegliedert wird jedoch der bereits 2010 von Lexmark übernommene Anbieter für Enterprise Content Management (ECM) Perceptive Software. Zusammen mit den ihm zugeordneten Lösungen Perceptive Intelligent Capture, Acuo VNA, Pacsgear und Enterprise Medical Image Viewing wird er innerhalb des Beteiligungsgeflechts von Thomass Bravo direkt an Hyland Software weiterverkauft. Dessen CEO Bill Priemer erklärte, schon seit Jahren ein Interesse an Perceptive Software gehabt zu haben, und erhofft sich durch die Zusammenführung der Content-Service-Angebote »einen immensen Vorteil« für die zukünftigen Partner und Kunden.